Dauerausstellung auf dem Heideturm
Informationen zur Geschichte der Kyritz-Ruppiner Heide
Bald steht die Kyritz-Ruppiner Heide wieder in voller Blüte. Dann leuchten die weiten Heideflächen endlich im satten Lila. Ein beeindruckender Anblick, der sich besonders vom 2019 errichteten Heideturm auf dem Heinz-Sielmann-Hügel mit einem perfekten Rundumblick genießen lässt. Auf dem Weg nach oben – der Heideturm ist 15 Meter hoch – kann man sich dann auch gleich in der jüngst eingeweihten Dauerausstellung mit der bewegten Geschichte dieses Ortes, des ehemaligen Truppenübungsplatzes befassen.
Doch wie kam es überhaupt zu dieser Ausstellung auf dem Heideturm, die vom Team Kreisentwicklung des Landkreises Ostprignitz-Ruppin in Zusammenarbeit mit den Kreismuseen Alte Bischofsburg, dem Verein Friedensscheune aus Zempow und der Rheinsberger Werbeagentur Ersteindruck erstellt wurde und die auf der Broschüre „10 Jahre Wandel –Kyritz-Ruppiner Heide“ aufbaut, die 2009 anlässlich zehn Jahren freier Heide herausgegeben wurde? „Immer wieder wurde an den Landkreis, als Eigentümer des Heideturms, der Wunsch und die Anregung herangetragen, das Erlebnis des Panoramablickes mit Informationen zur Aussicht lehrreicher zu machen“, berichtet Landrat Ralf Reinhardt. „Dieser Anstoß wurde aufgegriffen, um mit der neuen Dauerausstellung die Attraktivität und somit auch die touristische Vermarktung der Kyritz-Ruppiner Heide weiter zu steigern. Zugleich wird politisch bedeutsame Geschichte wachgehalten. Denn vor allem auswärtige Besucher wissen nur wenig über die wechselvolle Geschichte des ehemaligen Bombodroms und den langjährigen Kampf für eine freie Heide.“
So dankte der Landrat anlässlich der Eröffnung der Ausstellung jüngst nicht nur der Bürgerinitiative Freie Heide, der Unternehmerinitiative Pro Heide sowie den Kommunen, die sich ebenfalls stets für eine militärfreie Nutzung eingesetzt hatten, sondern allen Menschen, die über 17 Jahre nie aufgegeben haben, gegen die Nutzung der Fläche als Militärübungsplatz und für eine freie Heide zu kämpfen, die am 9. Juli 2009 dann auch Realität wurde. Ohne dieses Engagement würde wohl heute noch die Bundeswehr das Gelände beanspruchen, mutmaßte er. So aber ist die Kyritz-Ruppiner Heide als ungestörtes Naturrefugium ein Naturerlebnis- und Erholungsort, der jetzt um eine besondere Ausstellung erweitert wurde.
Denn auf dem Heideturm bietet sich die herausragende Möglichkeit, die Geschichte des ehemaligen Militärstandortes – die Kyritz-Ruppiner Heide wurde fast fünf Jahrzehnte von den sowjetischen Streitkräften für zwei Truppenübungsplätze genutzt – und den Erfolg des demokratischen Protestes für eine freie Heide mit Bildern und Objekten am authentischen Ort zu präsentieren. „Dadurch wird Geschichte greif- und begreifbar“, sagte Landrat Ralf Reinhardt.
Im Eingangsbereich des Heideturmes, als zentraler Anlaufpunkt für Besucher: innen der Kyritz-Ruppiner Heide, führt eine Tafel mit Fotos und einer Übersichtskarte in das Thema ein. Die Dimension des ehemals militärisch genutzten Areals lässt sich gut über die Entfernungen zu den umliegenden Ortschaften erahnen.
Den Aufstieg zur Plattform begleitet eine kleine Galerie – ein Zeitstrahl mit zwölf Tafeln -, die die prägnanten Eindrücke der Zeitgeschichte veranschaulicht. Angefangen bei der Kulturlandschaft um 1900, über die Zeit des Kalten Krieges, dann die geplante Nutzung als Bundeswehr-Schießplatz bis hin zum Erfolg der friedlichen Protestbewegung und schließlich zum heutigen Naturraum und der jetzigen zivilen Nachnutzung.
Auf der Aussichtsplattform unterstützt dann eine Windrose die räumliche Orientierung. Acht Banderolen im Handlauf zeigen dabei nicht nur die Himmelsrichtungen, sondern weisen auf alte Wegeverbindungen hin, ebenso wie auf sichtbare Landmarken, wie beispielsweise Windparks in 21 Kilometern Entfernung.
Es sollen aber auch Orte mit geschichtlichen Bezug sichtbar gemacht werden. Bilder und kurze Texte setzen noch heute sichtbare Zeugnisse wie Mahnsäulen oder Kunstwerke in der Region, wie das Kunsterwerk „Bedrohung“ von Matthias Zagon Hohl-Stein vor der Neuruppiner Pfarrkirche, in den entsprechenden Zusammenhang. Über die Entfernung zu den umliegenden Ortschaften, werden zugleich die Dimensionen des ehemaligen Truppenübungsplatzes, der rund 14.000 Hektar groß ist, deutlich. Auch das bürgerschaftliche Engagement wird auf der Aussichtsplattform hoch über den blühenden Erika-Flächen erneut thematisiert. Der Aufstieg auf den Heideturm, der in wenigen Minuten vom Parkplatz in Pfalzheim erreichbar ist, lohnt sich also gleich in mehrfacher Form – nicht nur für Touristen, sondern auch für Menschen aus unserer Region.