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Themen der Woche: nah dran

04.05.2023

Künstlerinnen und Künstlern über die Schultern schauen

Offene Ateliers im Landkreis Ostprignitz-Ruppin am 6. und 7. Mai

Landrat Ralf Reinhardt mit Künstlerinnen und Künstlern in Neuruppin, die ihre Ateliers für das Publikum am Wochenende öffnen werden. © LK OPR
Landrat Ralf Reinhardt mit Künstlerinnen und Künstlern in Neuruppin, die ihre Ateliers für das Publikum am Wochenende öffnen werden. © LK OPR

Mit 41 Galerien und Ateliers in 27 Orten und 60 Teilnehmenden nehmen am 6. und 7. Mai 2023 so viele Künstler:innen im Landkreis Ostprignitz-Ruppin teil wie nie zuvor. Das berichtet Eylin Roß, die beim Landkreis für die Kulturförderung und für die Organisation der Atelierstage zuständig ist, die seit 2004 stets am ersten Maiwochenende in ganz Brandenburg stattfinden. Angefangen hatte man vor Jahren mit rund 15 Teilnehmenden. Doch das Interesse bei Künstler:innen und Besucher:innen ist stetig gewachsen. „Ziel der Tage der offenen Ateliers ist es, die Potentiale und die Vielfalt der bildenden Kunst- von der Malerei, der Grafik, der Plastiken über die künstlerische Fotografie und den Druck bis hin zu Kunsthandwerk und Aktionskunst gebündelt vorzustellen und die Besucher zu inspirieren, die Kultur und die Künstler und Künstlerinnen immer wieder neu zu entdecken“, so Eylin Roß.

Auch Landrat Ralf Reinhardt freut sich, dass es mit den offenen Ateliers nach der Coronazeit endlich wieder eine Möglichkeit zum direkten Erleben der Kunst und ihrer Entstehung gebe. Er dankt allen teilnehmenden Künster:innen und lädt dazu ein, diesen bei ihrer Arbeit über die Schulter zu schauen. „Nutzen Sie die besondere Gelegenheit mit den Kulturschaffenden und Galeristen ins Gespräch zu kommen und eventuell das eine oder andere Kunstwerk zu erwerben.“ Zugleich würden sich die „Offenen Ateliers“ auch dazu anbieten, mit Fahrrad, Bus, Bahn oder Auto die Region zu erkunden. „Entdecken Sie unsere herrliche Frühlingslandschaft und machen Sie Ihren Wochenendausflug zu einem unvergesslichen Erlebnis.“

Neben einer brandenburgweiten Broschüre, in der alle Mitwirkenden der offenen Ateliers ganz in Brandenburg verzeichnet sind, gibt es für Ostprignitz-Ruppin zusätzlich einen Flyer, in der nur die Künstler:innen in OPR zu finden sind – inklusive einer Übersichtskarte, Adressen, Öffnungszeiten und geplanter Aktionen am 6. und 7. Mai. In diesem Jahr wartet zudem der diesjährige Flyer zur Freude der Kreativen in einem neuen und modernen Design auf. Die Kosten dieses Projekts werden hälftig vom Landkreis und der Stiftung für den Landkreis OPR getragen.

Doch nicht nur für Ostprignitz-Ruppin gibt es einen speziellen Überblick zu den offenen Ateliers, sondern erstmals haben sich in diesem zusätzlich auch die Kreativen der Fontanestadt zusammengetan. Herausgekommen ist auf Initiative des Holzdesigners Benjamin Schulte ein Extra-Atelier-Stadtplan für Neuruppin. „Es sind alle Ateliers darin zu finden, die in der Innenstadt fussläufig zu erreichen sind“, erklärt die Künstlerin Susanne Krell, die selbst seit einigen Jahren ihr Atelier im Vorderhaus des Neuruppiner Kulturhauses Stadtgarten hat. Da parallel zu den offenen Ateliers auch das Mai- und Hafenfest in Neuruppin veranstaltet wird, habe man zudem ein besonderes Highlight auf die Beine gestellt, erzählt Susanne Krell. So wird es am Samstag einen geführten Rundgang durch die acht Ateliers in der Innenstadt geben. Treffpunkt für den Rundgang mit der Kunsthistorikerin Franziska Wagner ist am 6. Mai 2023 um 15 Uhr am Rheinsberger Tor. Wagner wird Interessierte zu den Ateliers führen und mit ihnen über Kunst und die Künstler:innen sprechen sowie die unterschiedlichen Ansichten von Kunst vorstellen.

Es sei zu beobachten, dass Mitmachaktionen von den Gästen der Atelierstage gut angenommen werden, berichtet Roß. „Die Angebote sind gut über den ganzen Landkreis verteilt.“ Besonders der ländliche Raum habe stets einen hohen Zulauf, ergänzt sie. Umso mehr hofft Susanne Krell, dass das neue Neuruppiner Angebot auch den Kreativen zugute komme, die nicht Teil des Stadtrundganges sind. Sie selbst präsentiert in ihrem Atelier ihre bekannten Steinzeichnungen, die sie in und von Orten auf der ganzen Welt gefertigt hat. Der junge angehende Kommunikationsdesigner Marc Gabbert zeigt zudem in einem Film ihre besondere Arbeitsweise.

Susanne Krell ist seit einigen Jahren in Neuruppin aktiv und erneut bei den offenen Ateliers mit von der Partie. © LK OPR
Susanne Krell ist seit einigen Jahren in Neuruppin aktiv und erneut bei den offenen Ateliers mit von der Partie. © LK OPR

Mit dabei beim Rundgang durch die Fontanestadt ist auch die Künstlerin Franziska Zänker, die 2022 mit ihrem Atelier von Neumühle nach Neuruppin umgezogen ist. Sie sei viele Jahre nicht Teil der offenen Ateliers gewesen, fühle sich in der kreativen Runde jedoch jetzt gut aufgehoben. In ihrem Atelier sei sie noch im Prozess des Ankommens, berichtet Zänker. Trotzdem werde sie ihre Holzarbeiten präsentieren. Und auch ihre Mutter, die Keramikerin Ursula Zänker, wird anwesend sein und Mosaike zeigen.

Das Thema Trauer hat sich die studierte Neuruppiner Grafikerin Geli Schulze in ihren jüngsten Werken gewidmet. Neben einer Installation zum Thema, warten auch kleine Objekte, Zeichnungen sowie Skizzenbücher auf interessierte Gäste. Sie wolle so den Weg von der Idee bis zum fertigen Objekt veranschaulichen, erklärt Schulze. „Die Sachen sind nicht einfach aus der Luft gegriffen, sondern haben eine Entwicklung“, erklärt sie. Am Sonntag, 7. Mai 2023, könne sie sich vorstellen, spontan mit Interessierten zum Zeichnen in den Tempelgarten zu gehen. In diesem Fall hänge dann ein Zettel an der Atelierstür.

Eine völlig andere Kunst zeigt in Vichel (Amt Temnitz) Ina Büchs. Die gelernte Schuhmacherin und Modedesignerin war bisher nur als Gastkünstlerin bei den offenen Ateliers in OPR. Nach ihrem Umzug in den Landkreis zeigt sie nun erstmals alleine ihre handgefertigten Schuhe in ihrer gläsernen Werkstatt. Die Schuhmacherei sei für sie die perfekte Fusion aus Handwerk und Kunst, verrät Ina Büchs und fügt schmunzelnd hinzu: „ Modedesign war mir nicht handwerklich genug.“ So sei sie bei den Schuhen gelandet, bei denen die ehemalige Berlinerin auch schon mal Filz oder Leinwände anderer Künster:innen verarbeitet.

Die gelernte Schuhmacherin Ina Büchs aus Vichel (Amt Temnitz) bei ihrer Arbeit. © LK OPR
Die gelernte Schuhmacherin Ina Büchs aus Vichel (Amt Temnitz) bei ihrer Arbeit. © LK OPR


Ebenfalls erst seit kurzem in unserem Landkreis, genauer mitten in Rheinsberg, leben Aino Nebel und Tomasz Niedziolka. „Wir haben hier eine großartige Atelierswohnung gefunden“, verraten sie glücklich. „Wir sind noch dabei, uns in unserem Atelier zu entfalten.“ Seit sieben Jahren arbeiten sie zusammen: Tomasz mit dem Schwerpunkt Keramik, analoge Fotografie und Bildhauerei, Aino zeichnet. „Jeder arbeitet für sich, aber in Ausstellungen vermischen sich unsere Arbeiten zu einem Gebilde“, erklärt Aino Nebel, die zuvor in Köln gelebt hat. Niedziolka arbeitete in Polen.

In einer ganz anderen Ecke von Ostprignitz-Ruppin hat Jeanette Heene seit kurzem ihre künstlerische Heimat gefunden: Auf Burg Goldbeck (Wittstock/Dosse) zeigt sie bei den offenen Ateliers ihre Ausstellung zum Thema „Innere Freiheit“. Lyrisch untermalt wird diese von der Jazz- und Bluesband Tres Marias. Auf die Besucher:innen warten außerdem ein Essensstand, ein Brauereiangebot sowie ein Lagerfeuer. Auch in der Goldbecker Kirche werde es eine kleine Ausstellung geben mit erschwinglichen Kunstwerken, berichtet Jeanette Heene. „50 Prozent des Erlöses sind für die Kirche.“ Sie selbst habe künstlerisch viel ausprobiert, berichtet Heene, nun sei ihr Schwerpunkt die Malerei, meist großformatige Bilder. Doch sie experimentiere gern. So hatte sie beim Kunstfestival in Bremerhaven auch einmal ein begehbares Atelier. Auch für Burg Goldbeck hat sie viele Ideen, so würde sie dort gerne einen einen genre-offenen Projektraum mit dem Arbeitstitel „Kunstlabor“ gründen und dort auch Kunsttherapie anbieten.

Auch Tomasz Niedziolka und Aino Nebel aus Rheinsberg machen bei den offenen Ateliers in Ostprignitz-Ruppin mit. © LK OPR
Auch Tomasz Niedziolka und Aino Nebel aus Rheinsberg machen bei den offenen Ateliers in Ostprignitz-Ruppin mit. © LK OPR



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