Wie viele Einsätze gab es im vergangenen Jahr im Bereich der Polizeiinspektion Ostprignitz-Ruppin? Welche Entwicklungen zeichnen sich ab und welche Rolle spielt bei der Polizeiarbeit das Thema Prävention? Um diese und weitere Fragen ging es beim diesjährigen Sicherheitsgespräch der Polizeiinspektion im großen Sitzungssaal der Kreisverwaltung in Neuruppin.
Nach den Worten von Erik Herrmann, Leiter der Polizeiinspektion und damit verantwortlich für die knapp 190 Polizistinnen und Polizisten der Reviere Kyritz, Neuruppin, Rheinsberg und Wittstock/Dosse, stieg die Zahl der polizeilichen Einsätze um 600 auf insgesamt 15.532 im vergangenen Jahr, was offenbar auch mit der größeren Zahl von Veranstaltungen und Versammlungen in Verbindung steht, die von der Polizei begleitet wurden. Die Interventionszeiten, also die Zeit bis zum Eintreffen der Polizei am Einsatzort, konnten im Schnitt des Jahres 2023 um 63 Sekunden auf 13 Minuten und 20 Sekunden verringert werden – eine hervorragende Leistung, so Erik Herrmann in seiner Bilanz.
Im Bereich der Kriminalität wurden im vergangenen Jahr 8.786 Fälle erfasst, 1.769 mehr als im Jahr davor. Vor allem Diebstähle, Rohheitsdelikte, und hier insbesondere Körperverletzungen, sowie Sachbeschädigungen nahmen im Jahresvergleich zu. Registriert wurden insgesamt 2.033 Diebstähle, was einem Zuwachs von 240 Fällen entspricht. Erklärungen für den Anstieg der Kriminalität insgesamt konnte der Leiter der Polizeiinspektion Ostprignitz-Ruppin nicht nennen, richtete aber zugleich einen hoffnungsvollen Blick auf das laufende Jahr, denn die ersten drei Monate deuteten laut Herrmann darauf hin, dass sich der negative Trend von 2023 nicht fortsetzen werde. Gleichwohl beobachte man die Entwicklung bei der Gewaltkriminalität weiter kritisch, besonders was gefährliche und schwere Körperverletzungen angehe. Gegenüber 2022 nahm die Zahl dieser Fälle im letzten Jahr um rund 35 Prozent zu. Einen deutlichen Anstieg verzeichnete die Polizeiinspektion bei den Fällen der häuslichen Gewalt: Innerhalb der Familie gab es hier eine Verdoppelung der registrierten Straftaten (von 85 auf 169 Fälle), innerhalb von Partnerschaften war eine Zunahme von etwas mehr als 20 Prozent (von 247 auf 299 Fälle) zu verzeichnen.
Ein wachsamer Blick müsse auch auf die zunehmenden tätlichen Angriffe gegen Vollstreckungsbeamte wie etwa der Polizei gerichtet werden, betonte Erik Herrmann. Gleiches gilt für den Bereich der Hasskriminalität, wo es eine hohe Dunkelziffer gebe. In diesem Zusammenhang appellierte Herrmann insbesondere an Amtsträgerinnen und Amtsträger, die häufig Angriffen ausgesetzt seien, nach solchen Straftaten unbedingt den Kontakt mit der Polizei zu suchen: „Wir müssen die Straftäter kennen, um sie verfolgen zu können.“ Wieder gestiegen sind die Fallzahlen im Bereich der politisch motivieren Kriminalität. 2023 wurden in Ostprignitz-Ruppin 150 rechtsmotivierte Straftaten gezählt, 19 Fälle hatten einen linksmotivierten Hintergrund. Die Aufklärungsquote lag bei 62 Prozent und ging damit leicht zurück.
3.638 Tatverdächtige konnten insgesamt im vergangenen Jahr ermittelt werden, davon waren 675 nichtdeutsche Tatverdächtige. Erik Herrmann: „Auffallend ist nicht die gesamte Gruppe ausländischer Tatverdächtiger, sondern nur eine kleine Gruppe von Tatverdächtigen, die dafür mit vielen Straftaten in Erscheinung treten.“
Einen Überblick gab der Leiter der Polizeiinspektion auch zur Verkehrsunfalllage 2023. Insgesamt ereigneten sich in Ostprignitz-Ruppin 3.260 Verkehrsunfälle, 54 mehr im Vergleich zum Vorjahr. Statistisch gesehen ereignet sich in Ostprignitz-Ruppin alle 161 Minuten ein Verkehrsunfall, alle 23 Stunden ein Unfall mit Personenschaden. Häufigste Unfallursachen sind weiterhin nicht angepasste Geschwindigkeiten sowie Unfälle mit Wild. Die meisten Verkehrsunfälle ereigneten sich im Bereich Neuruppin (1.091), die geringsten Unfallzahlen gab es in der Gemeinde Heiligengrabe (140).