Sprungziele
Seiteninhalt
27.03.2025

150 Teilnehmer:innen beim Fachtag "Femizid und Stalking"


Die Veranstaltung war Teil der 35. Brandenburgischen Frauenwochen in OPR

Zum Fachtag eingeladen hatte der Arbeitskreis Schutz bei häuslicher Gewalt in OPR - hier gemeinsam mit der Landesgleichstellungsbeauftragten Manuela Dörnenburg (Mitte). © LK OPR
Zum Fachtag eingeladen hatte der Arbeitskreis Schutz bei häuslicher Gewalt in OPR - hier gemeinsam mit der Landesgleichstellungsbeauftragten Manuela Dörnenburg (Mitte). © LK OPR

Rund 150 Interessierte nahmen am Mittwoch, 26. März 2025, am Fachtag "Femizid und Stalking" teil, der im Rahmen der 35. Brandenburgischen Frauenwochen, die in diesem Jahr unter dem Motto "trotz(t)dem" stehen, in hybrider Form im Ratssaal Neuruppin stattfand, wobei rund 70 Teilnehmende die Online-Mitwirkung nutzten und sich über den Chat auch an der Diskussion beteiligten.

Veranstaltungsort war der Saal des Rathauses Neuruppin. © LK OPR
Veranstaltungsort war der Saal des Rathauses Neuruppin. © LK OPR

Auch die Brandenburger Landesgleichstellungsbeauftragte Manuela Dörnenburg war in die Fontanestadt gekommen und erinnerte in ihrem Grußwort daran, dass die aktuelle, krisengeschüttelte Zeit weltweit leider auch Einfluss auf die Rechte von Frauen haben würde. So sei derzeit ein starker Antifeminismus zu spüren und es würden sich Grenzen verschieben. Ebenso sei eine Zunahme vor allem von häuslicher Gewalt zu verzeichnen, erklärte sie mit einem Verweis auf die aktuellen Zahlen in Brandenburg, wo im vergangenen Jahr 6790 Fälle belegt seien (die Dunkelziffer ist vermutlich viel höher), wobei die Mehrzahl der Täter männlich seien und einen deutschen Pass besitzen würden. 

Die Landesgleichstellungsbeauftragte Manuela Dörnenburg richtete ein Grußwort an die Teilnehmenden. © LK OPR
Die Landesgleichstellungsbeauftragte Manuela Dörnenburg richtete ein Grußwort an die Teilnehmenden. © LK OPR

Dörnenburg fragte, wo denn in Deutschland der Aufschrei bliebe. Zumal in der Bundesrepublik fast jeden Tag eine Frau von ihrem (Ex)-Partner ermordet werde. Daher sei dieser Fachtag auch so wichtig, um auf das Thema Femizid aufmerksam zu machen und aufzuklären. Es sei ermutigend wie viele Teilnehmer:innen nach Neuruppin gekommen seien, so die Landesgleichstellungsbeauftragte, denn es sei wichtig zu dem Thema aufzuklären, es sichtbar zu machen und solidarisch zu netzwerken.

Ines Rehfeld (links) und Judith Melzer-Voigt, die Gleichstellungsbeauftragten von Stadt und Landkreis, hatten sich dafür eingesetzt, dass die Veranstaltung hybrid stattfinden konnte. © LK OPR
Ines Rehfeld (links) und Judith Melzer-Voigt, die Gleichstellungsbeauftragten von Stadt und Landkreis, hatten sich dafür eingesetzt, dass die Veranstaltung hybrid stattfinden konnte. © LK OPR

Organisiert wurde die Veranstaltung vom Arbeitskreis Schutz bei häuslicher Gewalt in OPR, zu dem nicht nur die Polizei, sondern auch die beiden Gleichstellungsbeauftragten des Landkreises OPR, Judith Melzer-Voigt, und der Stadt Neuruppin, Ines Rehfeld, gehören. „Der Fachtag des Arbeitskreises Schutz bei häuslicher Gewalt in OPR war ein großer Erfolg. Das spiegeln auch die Rückmeldungen, die ich im Anschluss bekommen habe", so das Resümee von Judith Melzer-Voigt nach Abschluss des Fachtages. "Die Veranstaltung bringt aber auch ganz klare Arbeitsaufträge mit sich: Femizide und Stalking sind eine direkte Konsequenz von Antifeminismus. Dabei muss betont werden, dass es beim Feminismus nicht darum geht, Frauen besser zu stellen. Es geht darum. Frauen und Männer gleichzustellen. Um den Antifeminismus zu bekämpfen, müssen wir ganz früh ansetzen: bei Rollenbildern, die schon in der frühsten Kindheit gesetzt werden. Und das ist ein Auftrag für unsere gesamte Gesellschaft, wie die Vorträge beim Fachtag sehr eindrücklich gezeigt haben.“

Regina Röder, von der Opferhilfe Brandenburg, stellte die ersten vier Stufen der Femizid-Zeitschiene nach Monckton-Smith vor. © LK OPR
Regina Röder, von der Opferhilfe Brandenburg, stellte die ersten vier Stufen der Femizid-Zeitschiene nach Monckton-Smith vor. © LK OPR

Im Laufe des Fachtages hatten Regina Röder (Diplomsozialarbeiterin) und Lydia Sandrock (Diplompsychologin) von der Opferhilfe Brandenburg eine Untersuchung der Kriminologin Dr. Jane Monckton-Smith vorgestellt, die herausgefunden hatte, dass fast alle Femizide nach einer achtstufigen Zeitschiene ablaufen und welche Rolle das Thema Stalking dabei spielt. Es war ein Vortrag, der immer wieder von den Referentinnen durch erschreckende Beispielen aus ihrer täglichen Beratungspraxis ergänzt wurde.

Lydia Sandrock, Opferhilfe Brandenburg, ist in Neuruppin tätig. © LK OPR
Lydia Sandrock, Opferhilfe Brandenburg, ist in Neuruppin tätig. © LK OPR

Die "Zeitschiene von Femiziden" beruht auf Monckton-Smith`englischen Fachbuch "In Control. Dangerous Relationships and How They End in Murder." Dies sind die acht Stufen der Zeitschiene bei Femiziden nach Monckton-Smith in Kurzform:

  1. Eine (Vor)-Geschichte von Kontrolle und Stalking
  2. Bindungswirbel
  3. mit der Kontrolle leben (Coercive Control)
  4. Trigger/ Auslöser
  5. Eskalation
  6. Veränderung des Denkens 
  7. Planung
  8. Mord

Die Referentinnen machten deutlich, dass bei einem Femizid nicht immer alle Stufen durchlaufen werden, und dass viele kontrollierende Personen in einer Beziehung nicht über Stufe fünf hinaus gehen würden. Häufig käme es bei Fällen häuslicher Gewalt zu einem wiederholten Kreislauf der Stufen eins bis fünf oder zwischen drei, vier und fünf. 

Das sind die Kennzeichen von Coersive Control ( in etwa Zwangskontrolle). © LK OPR
Das sind die Kennzeichen von Coersive Control ( in etwa Zwangskontrolle). © LK OPR

Im zweiten Teil der Veranstaltung, die von Antje Baumgart (Regionalleiterin und Referentin für Frauen und Familie bei Brandenburger Landesverband Die Paritätischen) morderiert wurde, berichtete zudem der Diplomsozialarbeiter Roland Hertel vom Interventionszentrum gegen häusliche Gewalt Südpfalz über die dort praktizierte "Gruppenarbeit mit Trennungsstalkern".

Bei Schwierigkeiten und Fragen können sich Betroffene jederzeit an die Opferhilfe Brandenburg wenden. © LK OPR
Bei Schwierigkeiten und Fragen können sich Betroffene jederzeit an die Opferhilfe Brandenburg wenden. © LK OPR


Seite zurück Nach oben