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Landrat Ralf Reinhardt besucht sieben Unternehmen in der Region

Der Landrat zu Besuch beim Energietechnikunternehmen GRÄPER. Von links nach rechts: Jörg Schneider (GRÄPER, Leiter Marketing), Katja Fechner (Leiterin Bauamt Heiligengrabe), Mike Fellenberg (Wirtschaftsförderer Heiligengrabe), Landrat Ralf Reinhardt, Sebastian Schmidt (GRÄPER, Standortleiter) sowie René Löffler (GRÄPER, Produktionsleiter). © Alena Fissek (REG)
Der Landrat zu Besuch beim Energietechnikunternehmen GRÄPER. Von links nach rechts: Jörg Schneider (GRÄPER, Leiter Marketing), Katja Fechner (Leiterin Bauamt Heiligengrabe), Mike Fellenberg (Wirtschaftsförderer Heiligengrabe), Landrat Ralf Reinhardt, Sebastian Schmidt (GRÄPER, Standortleiter) sowie René Löffler (GRÄPER, Produktionsleiter). © Alena Fissek (REG)

Sich vor Ort ein Bild der Lage verschaffen, mit den Verantwortlichen in den Unternehmen sprechen, gleichzeitig ein offenes Ohr haben für Kritik, Sorgen, aber auch konstruktive Anregungen. Darum geht es bei den Besuchen von Landrat Ralf Reinhardt im Rahmen seiner Sommertour, bei der er von Vertreterinnen der REG Regionalentwicklungsgesellschaft Nordwestbrandenburg begleitet wird. 

Besonders beschäftigt die Unternehmen derzeit Themen wie die Energiewende, Investitionen in E-Mobilität und Digitalisierung, sich verändernde Aufträge und Kundenansprüche, Bürokratie und Hoffnung auf Bürokratieabbau, die Bindung von Mitarbeitenden und der allgegenwärtige Fachkräftemangel. So unterschiedlich die besuchten Unternehmen waren – der Unternehmergeist der Gesprächspartner:innen war überall zu spüren. Sie gehen neue Wege, entwickeln das eigene Geschäftsmodell weiter und passen ihre Produkte und Dienstleistungen an.

Gleich sieben Unternehmensbesuche standen in der ersten Juli-Woche auf dem Programm. Erste Station war dabei das traditionsreiche Energietechnikunternehmen GRÄPER. Dort informierte sich Ralf Reinhardt gemeinsam mit dem Bürgermeister von Heiligengrabe, Karl-Friedrich Schült, sowie weiteren Vertreter:innen der Gemeinde Heiligengrabe sowie der REG über die aktuellen Pläne und Herausforderungen des Unternehmens. GRÄPER, gegründet 1904, ist mit rund 1.200 Mitarbeitenden an zehn Standorten aktiv – darunter drei Werke für Transformatorenstationen, fünf weitere Energietechnikstandorte sowie zwei Kalksandsteinwerke. Am Standort Heiligengrabe, der seit den 1990er Jahren besteht, arbeiten derzeit etwa 180 Mitarbeitende – Tendenz steigend. Mit jährlich über 4.500 gelieferten Stationen – von kompakten Trafostationen bis hin zu begehbaren Gebäudelösungen für Umspannwerke – leistet GRÄPER einen zentralen Beitrag zum Ausbau zukunftsfähiger Netzinfrastrukturen. Die Energiewende gehört quasi zum Geschäftsmodell. Das Unternehmen entwickelt unter anderem auch intelligente Systeme zur Netzstabilisierung, Batteriespeicherung und Automatisierung – Lösungen, die z.B. in Zeiten sogenannter "Dunkelflauten" dringend benötigt werden.

Trotz des wachsenden Marktes und ambitionierter Unternehmensziele spürt auch GRÄPER die Herausforderungen des Fachkräftemangels bei Nachunternehmen, Verzögerungen bei Netzanschlüssen und langen Lieferzeiten. Investitionspläne gibt es trotzdem. Die Lage des Standortes an der A24 ist dabei vorteilhaft und auf dem eigenen Gelände ist noch Platz. Perspektivisch würde GRÄPER auch das eigene Team noch deutlich erweitern und sucht insbesondere nach Elektroniker:innen, Ingenieur:innen und Fachkräften im Bereich Automatisierung und Steuerungstechnik. Auch Auszubildende und Quereinsteiger:innen sind willkommen, zurzeit wird außerdem die Zusammenarbeit mit der Hochschule Cottbus ausgebaut. Eines wurde in den Gesprächen besonders deutlich: Das Unternehmen wünscht sich mehr Planungssicherheit hinsichtlich der energiepolitischen Rahmenbedingungen und damit eine andere Investitionsdynamik in den Bereiche der Energie-, Mobilitäts- und Wärmewende.

Reisfelder in Linum

Robert Jäckel ist Landwirt und Betriebsleiter des Linumer Standortes der NaturKonkret GmbH. Er hofft auf eine Rekordernte in 2025 bei seinem Reis. Geerntet werden soll die Risottoreissorte Loto. Im vergangenen Jahr hatte das Team den ersten Versuch gewagt, für die zweite Runde in diesem Jahr wurde das Anbauverfahren weiterentwickelt und besser an den Standort angepasst. Entsprechend hoch sind nun die Erwartungen. Bei den aktuellen Temperaturen würde der Reis sich so richtig wohlfühlen, solange der Wasserstand hoch genug ist, was am Standort in Linum zum Glück nie ein Problem war.

Zum Betrieb in Linum gehört aber noch weit mehr als der Reisanbau. Robert Jäckel, Sabine Wetzel und ihre Kolleg:innen kümmern sich auch noch um Karpfen und Wasserbüffel, den Hofladen, die Vermietung von Ferienwohnungen, Stell- und Liegeplätze für Campingmobile bzw. Boote. das Angebot von Wanderritten und entwickeln nebenbei weitere Naturschutzprojekte. Ideen, Erfahrungsschätze und das Kapital der NaturKonkret GmbH mit ihren weiteren Standorten helfen dabei. Die nächste wichtige Aufgabe läge nun in der verstärkten Vermarktung von Wasserbüffelfleisch, Karpfen und Risottoreis – hier sucht das Team nun nach Gastronomiebetrieben und anderen Kund:innen, an deren individuelle Bedarfe sie ihre Produkte gerne anpassen würden. Landrat Ralf Reinhardt zeigte sich begeistert von dem engagierten Team und diskutierte gemeinsam mit dem Fehrbelliner Bürgermeister Matthias Perschall und den Wirtschaftsförderinnen Andrina Loewe (Gemeinde Fehrbellin) und Wiebke Nowack (REG) über Wege und Möglichkeiten, die Vermarktung in der Region und über diese hinaus anzugehen.

Ergotherapeutin Julia Engelland

Der Empfang bei Julia Engelland in Fehrbellin war herzlich und schon das Betreten der angenehm kühlen, hell und modern gestalteten Räume eine Wohltat bei der Sommerhitze. Wie sie den Schritt in die Selbständigkeit aus heutiger Sicht, zwei Jahre danach, bewerten würde, erkundigte sich Ralf Reinhardt. Ihre Entscheidung habe sie nie bereut. Im Gegenteil: Julia Engelland genießt die Gestaltungsmöglichkeiten in ihrer eigenen Praxis und die gute Vereinbarkeit zwischen Beruf und Familie. Der Standort sei für sie ideal, der Austausch mit den Kolleg:innen gut und es bereite ihr viel Freude, sich vor Ort einzubringen – zuletzt bei den Fehrbelliner Festtagen. Letzteres weiß Bürgermeister Matthias Perschall natürlich zu schätzen. Das Gespräch mit Julia Engelland dreht sich noch eine ganze Weile um die heutigen Bedarfe im Bereich der Ergotherapie, das Gesundheitssystem, die Unterstützung von Kindern in Vorbereitung auf die Einschulung sowie die Digitalisierung. Die Gäste verließen die Praxis in der Berliner Straße 87 schließlich mit einem sehr positiven Eindruck und viel Hochachtung vor der professionell und gleichzeitig mit viel Empathie geführten Praxis.

Qualitätsprodukte der Bäckerei Vollkern aus Rohrlack im Amt Temnitz sind auch in Berliner Märkten zu finden. © REG
Qualitätsprodukte der Bäckerei Vollkern aus Rohrlack im Amt Temnitz sind auch in Berliner Märkten zu finden. © REG

Dass die Bäckerei Vollkern leckeres Brot backt, dürfte den meisten in der Region bekannt sein. Dass aber Brot und Brötchen aus Rohrlack sogar zum Sortiment diverser Berliner Märkte gehören, dürfte manchen überraschen. Einzelne Abnehmer:innen sind sogar in Dessau und an der Ostsee zu finden, und für alle findet das Familienunternehmen eine passende Lösung, selbst wenn es der Versand von halbgebackenen Broten auf dem Postweg ist.

Einblicke in den nicht einfachen Markt der Brot- und Backwaren gab Vollkern-Geschäftsführer Daniel Sperberg. Die Nachfrage sei verlässlich, der Kostendruck enorm und insbesondere die Verhandlungen mit den Einkäufern größerer Supermarktketten, selbst Biomärkten, schwierig. Nach den Worten von Daniel Sperberg fehle oft die Wertschätzung für das Produkt. Etwas anders sei es zum Glück bei dem Verkaufsschlager, dem Brot „Ur-Essener“, oder dem Sprossenbrot. Das sei etwas Besonderes, gebacken nur aus selbst gezogenen Getreidesprossen und bei niedriger Temperatur gebacken bzw. "getrocknet". Landrat Ralf Reinhardt, Amtsdirektor Thomas Kresse, REG-Geschäftsführerin Ute Behnicke und ihre Referentin Alena Fissek sowie Sarah Lindemann von der Handwerkskammer durften sich dabei selbst vom Geschmackserlebnis überzeugen.

Die Balance zwischen Kosteneinsparung, Effizienz und Qualität zu halten, gelinge der Bäckerei auch durch Optimierungsmaßnahmen, wie mit der Reduktion der Grundteige von sieben auf drei sowie der Minimierung von Verlusten, so Daniel Sperberg. Im weiteren Gesprächsverlauf ging es außerdem darum, wie es gelingt, Mitarbeitende zu gewinnen und zu halten (unter anderem mit einem überdurchschnittlichen Lohn), wie sich die hohen Energiekosten drücken ließen und in welche Zukunft kleinere Handwerksbetriebe und Lebensmitteleinzelhändler blicken. Am Ende blieb der Eindruck, dass es Vollkern aus Rohrlack gelingt, handwerkliche Qualität auch unter schwierigen Rahmenbedingungen zu bewahren – mit Engagement, Kompromissbereitschaft und einem klaren Bekenntnis zu nachhaltiger, ehrlicher Produktion.

Zu Besuch bei EUROVIA im Amt Lindow (Mark)

Die hochsommerlichen Temperaturen sind gleich zu Beginn des Unternehmensbesuchs bei Niederlassungsleiter Jan Lüttwitz ein Gesprächsthema. Herr Lüttwitz betont, dass sich EUROVIA sehr gut um die Mitarbeitenden kümmert und erwähnt die Klimaanlage, die bereits geplant sei und die schon bald mit dem PV-Strom vom Dach betrieben werden soll. Ein anderes Beispiel dafür, dass sich das Unternehmen für die Mitarbeitenden engagiert, ist die Geschichte einer erfolgreichen Anstellung und Integration einer Bauleiterin aus Marokko, die zum Zeitpunkt der Bewerbung noch in ihrer Heimat lebte. Der Generationswechsel sei im vollen Gang, klappe aber insgesamt gut. Auch vom Umstieg auf E-Mobilität bei den Firmenwagen und strom- bzw. akkubetriebenen Baumaschinen und Werkzeugen berichtete Jan Lüttwitz positiv und zeigte sich offen für Veränderungen. Die Auftragslage sei stabil, wenn auch auf niedrigerem Niveau als in vergangenen Jahren. Öffentliche Ausschreibungen in der direkten Umgebung gebe es aktuell leider weniger als gewünscht, dafür mehr Projekte im Zusammenhang mit der Energiewende, dabei insbesondere bei Umspannwerken. Der Landrat brachte seine Wertschätzung für die hohe Qualität vergangener EUROVIA-Projekte zum Ausdruck und bedauerte selbst, dass die aktuelle Haushaltslage kaum Straßenbau bzw. -sanierungsmaßnahmen auf Kreisebene zulasse.

Aus einer Gaststätte wird ein Filmstudio

Viele der Unternehmen, die Landrat Ralf Reinhardt im Rahmen seiner Unternehmensgespräche besucht, sind ihm nicht unbekannt. Aber es gibt auch solche, die für ihn neu sind. So auch eine Firma in Rüthnick, bei der der Landrat gemeinsam mit dem Lindower Amtsdirektor Karsten Rottstädt vorbeischauen durfte. Vor einer ehemaligen Gaststätte wurden beide von Leonard Leitgeb empfangen. Der Jungunternehmer hat große Pläne für das besondere Gebäude und auf dem besten Weg, diese umzusetzen. In dem Gebäude entsteht ein Filmstudio, welches an Filmemacher vermietet werden soll. Kontakte in die Filmbranche hat Leonard Leitgeb durch eigene Filmprojekte, das nötige Knowhow zur Unternehmensgründung erhielt er dank der Teilnahme am REG-Projekt "Gründen in Brandenburg". Auf einem Notebook präsentierte der Jungunternehmer Fotos von einem Filmdreh, bei dem er und sein Team die Kulisse so gestaltet hatten, dass es auf den Aufnahmen wirkt, als würde man durch das Fenster die New Yorker Skyline sehen können. Schon bald komme ein bekannter Schauspieler nach Rüthnick, kündigte Leonard Leitgeb ab – mehr wolle und dürfe er aber nicht verraten. Aktuell experimentiere er mit einer Konstruktion für einen Dreh mit Zugabteil-Kulisse, die unter anderem "rüttelbar" sein soll, um die Zugfahrt authentisch darstellen zu können. 

Holz, Herz & Hightech in Klosterheide: Tischlerei Baldin

Der letzte Gesprächstermin bei dieser Besuchsreihe fand ebenfalls im Amt Lindow (Mark) statt, genauer gesagt in Klosterheide. Andreas Baldin hat in Klosterheide viel aufgebaut – das wird spätestens deutlich, wenn man den aktuellen Anblick des Betriebshofs mit den alten Fotos vergleicht, die in seinem Büro hängen. Aus einem alten Stallgebäude ist mit viel Arbeitseinsatz, Engagement und Können eine Tischlerei entstanden, in der er heute mit einem Team von bis zu 11 Mitarbeitenden, viele davon jüngeren Alters, arbeitet. Möbelbau, Innenausbau, Denkmalpflege, Designarbeit, Bautischlerei, Küchenbau, neuerdings auch die Planung ganzer Küchen inklusive aller Küchengeräte – das Team ist gut aufgestellt und die Werkstatt bestens ausgestattet.

Dank eines sogenannten CNC-Bearbeitungszentrums können die Mitarbeitenden mit sehr hoher Genauigkeit Holzprodukte fertigen. Dies wurde den Gästen gleich zu Beginn demonstriert. Aus einem kleinen Holzwürfel wurde in wenigen Minuten ein kleiner Kerzenständer gefräst – alles vorher am Computer programmiert und vollautomatisch umgesetzt. Im Kontrast zu der modernen Maschine sieht es aber rundherum ganz nach klassischem Tischlerhandwerk aus. Beim Rundgang durch die Werkstatt bekommen Ralf Reinhardt, Amtsdirektor Karsten Rottstädt, die Geschäftsführerin der Handwerkskammer, Sarah Lindemann, und REG-Wirtschaftsförderin Wiebke Nowack auch vorgeführt, wie alte Türen und Fenster restauriert, Bilderrahmen individuell angefertigt und lackiert werden, aber auch wie ein Wickeltisch entsteht. 

Zu Besuch bei der Tischlerei Baldin in Klosterheide, wo Computertechnik zum Einsatz kommt, aber auch das klassische Handwerk seine Bedeutung nicht verloren hat. © REG
Zu Besuch bei der Tischlerei Baldin in Klosterheide, wo Computertechnik zum Einsatz kommt, aber auch das klassische Handwerk seine Bedeutung nicht verloren hat. © REG



08.07.2025 
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