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Mit dem "Pakt für Pflege" soll die Pflege vor Ort, also direkt in den Kommunen, gestärkt und nachhaltig gestaltet werden – auch in Ostprignitz-Ruppin. Herzstück des Paktes ist die Förderung der Landkreise und kreisfreien Städte, der Gemeinden und Ämter durch das Programm "Pflege vor Ort". Das Förderprogramm ist bis 2027 gesichert und kann damit fortgesetzt werden.

Mit dem Förderprogramm erhalten Kommunen Fördermittel, damit Projekte direkt vor Ort, in den Dörfern, den Gemeinden und den Quartieren entstehen können, die es ermöglichen, dass Menschen mit Pflegebedarf weiterhin am gemeinschaftlichen Leben teilnehmen können, durch Angebote und Informationen entlastet werden und so möglichst lange in ihrem vertrauten Wohnumfeld leben können. Angesichts der angespannten Haushaltslage im Land war die Fortführung des Programms ungewiss, aber nun können die beteiligten Projektträger und die Menschen vor Ort erst mal aufatmen, denn die Finanzierung ist zumindest bis 2027 sichergestellt.

Entsprechend war auch die Erleichterung zu spüren beim jüngsten Vernetzungstreffen im Café DINA, dem Nachbarschaftstreff von ESTARuppin e.V. im Neuruppiner Stadtteilzentrum "Krümelkiste", das sich mit Leiterin Andrea Schmidt ebenfalls am Programm "Pflege vor Ort" beteiligt und ein wichtiger Anlaufpunkt für die Menschen im Quartier sind. Wie vielfältig die Angebote und das Engagement der verschiedenen Akteure im Landkreis ist, machte das Treffen deutlich, welches Kerstin Matthes vom Amt für Soziales organisiert hatte und von ihr auch moderiert wurde. Die Treffen mit dem Netzwerk finden quartalsweise statt. Jeweils ein Projekt ist dabei Gastgeber, denn so können alle Akteure der "Pflege vor Ort" die jeweiligen Besonderheiten vor Ort kennenlernen - wie jetzt im DINA. Darüber dienen die Begegnungen dem Gedankenaustausch, aber auch Unterstützung und Hilfeleistungen werden gegenseitig angeboten.

So ging es auch im Café DINA zunächst darum, den Gastgeber kennen zu lernen. Das Café DINA in der Neuruppiner Otto-Grotewohl-Straße hat sich zum Ziel gesetzt, Begegnungen für die Menschen vor Ort zu ermöglichen, ob nun mit oder ohne Migrationshintergrund. In dem Wohnquartier im Süden der Stadt leben besonders vielen Menschen im höheren Alter, die teilweise noch nicht auf Pflege angewiesen sind, aber dennoch Unterstützungsangebote benötigen. Die Ehrenamtlichen im DINA bieten diese Hilfe regelmäßig an, etwa mit einem „digitalen Kompass“ für Menschen mit Handicap, damit sich diese trotz Einschränkungen in der häufig komplizierten, digitalen Welt zurechtfinden können. Zusammen mit der Polizei wird über Sicherheit im Alter informiert, es gibt aber auch Back-Workshops und andere Angebote, bei denen Menschen zusammenkommen können. Ein Ort der Begegnung ist auch DINA-Leiterin Andrea Schmidt wichtig: „Die Menschen kommen aus ihrer Einsamkeit und blühen regelrecht auf, wenn sie zu uns kommen. Aber wir müssen auch auf die Menschen persönlich zugehen, um sie zu erreichen.“

Deutlich wurde bei dem Vernetzungstreffen zur „Pflege vor Ort“ auch, dass es bei den Angeboten und Initiativen im Rahmen des Programms vor allem auch um präventive Maßnahmen gehe, um Pflegebedürftigkeit möglichst zu verhindern. Wie das aussehen kann, verdeutlichte Lissy Boost von der Volkssolidarität aus Wittstock/Dosse. Die Volkssolidarität betreut mehrere Projekte, so etwa einen „Mittagstisch“ mit unterschiedlichen Bewegungsangeboten, einen Digitalstammtisch, aber auch eine Sturzprävention und gemeinsame Mittagessen stehen auf dem Programm. „Die Angst war schon da bei vielen Betroffenen, dass die Förderung der Projekte wegfällt“, erzählt Lissy Boost. Aber nun könne es weitergehen, auch zum Beispiel mit der Unterstützung bei Gartenarbeiten. Das alles funktioniere aber nur – und darin war sich alle Teilnehmenden des Vernetzungstreffens einig – mit dem großen Engagement ehrenamtlicher Kräfte. „Es braucht einfach Menschen, die sich um die Projekte kümmern“, betonte Lissy Boost.

Und Hilfe wird benötigt: 87 Prozent aller pflegebedürftigen Menschen in Brandenburg werden zu Hause gepflegt. Diese Zahl liegt deutlich über dem Bundesdurchschnitt. Damit sind die Projekte eine wichtige Säule, dass pflegebedürftige und/oder ältere Menschen so lange wie möglich in ihrem gewohnten und vertrauten Umfeld verbleiben können. Plätze in vollstationären Pflegeeinrichtungen werden immer teurer, nur wenige Menschen können diese Kosten ohne die Unterstützung des Sozialamtes tragen. Daher ist es umso wichtiger, die Menschen bei ihrem Wunsch, in der Häuslichkeit versorgt zu werden, zu unterstützen.

Diese Unterstützung leisten Projekte wie die der Gesundheitsbuddys aus Wusterhausen/Dosse und Neustadt (Dosse). Die ehrenamtlichen Buddys unterstützen ehrenamtlich ältere Menschen, die in ihrer Alltagsmobilität erheblich eingeschränkt sind. Sie machen Hausbesuche und helfen durch Bewegungsübungen beim Aufbau von Kraft, Koordination und Gleichgewicht. Das stärkt die Selbstständigkeit und fördert die Teilhabe. Auch die Nachbarschaftspflege in Wittstock engagiert sich bei der „Pflege vor Ort“ mit Sportprogrammen, gemeinsamem Kochen oder anderen Angeboten, die mit Zusammensein und Geselligkeit zu tun haben, auch unter Einbeziehung junger Familien. Denn, und das wurde auch im Café DINA deutlich, die Kontaktpflege untereinander sei sehr wichtig und müsse gefördert werden. Bei „Clever im Alter“, einer Initiative von ESTARuppin e.V., sind das ins Leben gerufene Stammtische, wie im Wittstocker Ortsteil Schweinrich, bei dem eine Whats-App-Schulung erfolgreich durchgeführt wurde.

Kerstin Matthes vom Amt für Soziales des Landkreises erläuterte nochmals das Prozedere der Antragstellung für Projekte im Rahmen des Programms „Pflege vor Ort“. Ansprechpartner sind weiterhin die Kommunen, die Antragsteller für eine Projektförderung durch das Land sein. Wer also finanzielle Unterstützung für sein Projekt benötigt, sollte sich direkt an die jeweilige Kommune wenden. Ansprechpartner für die Beratung bei der Pflegegeldbeantragung sind hingegen die Pflegestützpunkte im Landkreis. Die Nachfrage ist groß, entsprechend werden die Pflegestützpunkte auch im Landkreis unterwegs sein und vor Ort informieren. Kerstin Matthes warb in diesem Zusammenhang auch für das Angebot der Videoberatung zum Thema Pflege, das mehr genutzt werden sollte, zumal die Terminvereinbarung niederschwellig und mit wenigen Mausklicks erledigt ist.

Alle aktuellen Projekte in OPR im Rahmen des Programms "Pflege vor Ort" (Kurzübersicht) 

Vernetzungstreffen im Rahmen des Programms Pflege vor Ort im Café DINA in Neuruppin. Die Treffen finden quartalsweise statt und jeweils bei einem der Projektträger vor Ort. Im Mittelpunkt steht der Austausch, aber auch gegenseitige Unterstützung bei Fragen und Problemen . © LK OPR
Vernetzungstreffen im Rahmen des Programms Pflege vor Ort im Café DINA in Neuruppin. Die Treffen finden quartalsweise statt und jeweils bei einem der Projektträger vor Ort. Im Mittelpunkt steht der Austausch, aber auch gegenseitige Unterstützung bei Fragen und Problemen . © LK OPR


 


24.07.2025 
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