Zu Beginn des Schuljahres startete in OPR ein innovatives und rechtsübergreifendes Modellprojekt zur Unterstützung von Kindern mit besonderem Teilhabe- und Förderbedarf, das Pilotprojekt "Schulbegleitung im Poolmodell". Ziel ist es, mit dem flexiblen und schulbezogenen Konzept passgenauer auf den individuellen Unterstützungsbedarf von Schüler:innen einzugehen.
Nachdem in den vergangenen zwei Jahren mit allen beteiligten Akteuren aktiv am Rahmenkonzept für das Poolmodell gearbeitet wurde, konnten für die Umsetzung drei erfahrene Träger der Kinder- und Jugendhilfe (IJN e.V. , ESTAruppin e.V., DRK- Kreisverband Gransee Ostprignitz-Ruppin e.V.) als Kooperationspartner für dieses Projekt gewonnen werden, die die Schulbegleitungen bereitstellen. Die Hauptfinanzierung des Projekts übernimmt das Amt für Familien und Jugend des Landkreises, das auch die fachliche Begleitung sicherstellt. Für Kinder mit einer Behinderung werden die Kosten durch das LASV getragen.
Um was geht es beim Pilotprojekt "Schulbegleitung im Poolmodell"?
Schulbegleiter:innen sind an vielen Schulen inzwischen ein fester Bestandteil des Alltags und aus dem schulischen Umfeld nicht mehr wegzudenken. Für zahlreiche Schüler:innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf ist der Schulbesuch ohne diese Unterstützung kaum realisierbar. Mit dem Poolmodell werden nun neue Wege beschritten. Und es hebt sich ab vom bisherigen Verfahren der Einzelzuweisung: Statt individueller Begleitungen für einzelne Kinder wird eine Poollösung geschaffen, bei der mehrere Schulbegleitungen flexibel im Schulalltag eingesetzt werden – je nach aktuellem Bedarf der Kinder in den Klassen. Um dem stetig wachsenden Bedarf gerecht zu werden und eine fachlich fundierte, bedarfs- sowie ressourcenorientierte Unterstützung zu gewährleisten, wurden im Rahmen des Pilotprojekts an drei Grundschulen im Landkreis OPR, an denen der Bedarf durch laufende Fälle bereits geprüft worden war, jeweils feste Pools von Schulbegleiter:innen eingerichtet. Es handelt sich dabei um die Grundschule "Wilhelm Gentz" in Neuruppin sowie die Grundschulen in Lindow (Mark) und Wustrau. Eine begleitende Evaluation soll sicherstellen, dass Erfahrungen systematisch ausgewertet und für eine mögliche Ausweitung des Modells genutzt werden können.
Die an dem Pilotprojekt beteiligten Akteure konnten sich nun bei einem ersten Arbeitstreffen der Steuerungsgruppe Poolbildung in der Lindower Drei-Seen-Grundschule über die bisher gesammelten Erfahrungen austauschen und vor allem auch organisatorische Dinge erörtern.
Kristina Borrock, Leiterin des Amtes für Familien und Jugend des Landkreises OPR:
"Wir freuen uns sehr, dass wir mit dem Poolmodell einen neuen Weg erproben können, um Kindern mit Unterstützungsbedarf gerechter zu werden und zugleich die Schulen im Umgang mit diesen Herausforderungen zu stärken. Es ist ein weiterer wichtiger Schritt für die 'Hilfen aus einer Hand'. Unser Dank gilt den beteiligten Grundschulen und Trägern für ihre Bereitschaft, gemeinsam diesen Weg zu gehen. Und auch dem LASV, welches die Finanzierung für die Kinder mit Behinderungen weiter übernimmt, trotz veränderter Voraussetzungen."
Kathrin Tokar, Leiterin der Grundschule "Wilhelm Gentz" in Neuruppin:
"Wir sind seit 2013 eine Inklusionsschule und haben uns auf die Fahnen geschrieben, dass wir allen Kindern eine Schule bieten wollen, in der sie gerne lernen. Dieses Projekt der Poolbildung im Bereich der Schulbegleitung unterstützt die multiprofessionellen Teams bei uns in der Schule, um allen Kindern ein freudiges Lernen zu ermöglichen."
Ira Mylius, Rektorin der Grundschule (Grüne Schule) Wustrau:
"Wir haben heute in der Steuerungsgruppe viel Lob zusammengetragen für das Projekt. Wir sind alle als Schulleiter sehr dankbar für die Umsetzung, die jetzt stattgefunden hat. Es ist einfach zusätzliche Unterstützung im Schulalltag, und das ist ganz wichtig. Die Schülerschaft wird zunehmend heterogener, die Herausforderungen werden größer und jede helfende Hand, wie in diesem Fall Erzieher und Schulbegleiter, ist sehr, sehr wichtig."
Sophia Deter-Otto, Leiterin der Drei-Seen-Schule in Lindow (Mark):
"Wir sind absolut begeistert, weil Kinder jetzt punktuell Unterstützung durch Einzelfallhelfer erfahren können, die sie sonst so nicht bekommen hätten. Die Einzelfallhelfer waren bisher immer kindbezogen und durften sich nicht um andere Kinder kümmern. Mit dem Poolmodell ist das jetzt anders. Das ist für viele Kinder ein wirklich großer Gewinn und für uns als Lehrer natürlich eine große Unterstützung. Es funktioniert hervorragend und auch die Kollegen, die am Anfang etwas skeptisch waren, sind hellauf begeistert."
Ina Trefflich, Schulrätin am Staatlichen Schulamt Neuruppin:
"Ich habe dieses Projekt begleitet und freue mich, dass es so gut an unseren teilnehmenden drei Schulen angelaufen ist. Mit der Poolbildung haben wir letztendlich in Kooperation mit dem Jugendamt und mit den freien Trägern die Rahmenbedingungen für Kinder geschaffen, die besondere Unterstützung benötigen, damit wir besser auf die Kinder eingehen können, sie nicht mehr separiert werden und besser an der Gemeinschaft teilhaben können, was ich gut finde. Das Pilotprojekt läuft erst mal drei Jahre, danach kommt es zur Evaluation. Die Schulen hoffen natürlich, dass das Poolmodell möglichst ausgeweitet wird."
Wolfgang Neises-Trebst von der Initiative Jugendarbeit Neuruppin e.V. (freier Träger):
"Das Projekt kommt gut an. Die Vorteile sind einfach, dass wir differenzierter und individueller mit den Kindern arbeiten können, aber auch die Ressourcen des Personals besser einsetzen und einfach auch zum Wohle des Kindes mit der Schule zusammen agieren können. Für die Eltern besteht der große Vorteil, dass sie kein aufwendiges Antragsverfahren für ihr Kind durchlaufen müssen, das sich teilweise über Monate hinzieht, weil erst viele Diagnostiken eingereicht werden und Formalitäten erledigt werden müssen. Im Rahmen der Inklusion ist das Poolmodell vorteilhaft, weil dadurch kein Kind stigmatisiert wird, weil nicht ein Schulbegleiter nur für ein Kind da ist, sondern alle Kinder davon profitieren und partizipieren können."