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Nach einer Sondersitzung des Kreis- und Finanzausschusses des Kreistages und einem deutlichen Bekenntnis zum geplanten Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) in Wittstock/Dosse, hat sich Landrat Ralf Reinhardt in einem Brief direkt an Ministerpräsident Dietmar Woidke gewandt und seine Sorgen über die künftige Gesundheitsversorgung im Landkreis zum Ausdruck gebracht.

In dem Schreiben, über das auch das brandenburgische Gesundheitsministerium, die Präsidentin des Landtages sowie die Kassenärztliche Vereinigung Brandenburg (KVBB) in Kenntnis gesetzt wurden, bringt Landrat Ralf Reinhardt seine großen Sorgen hinsichtlich der angekündigten Schließung des KMG-Klinikums am Standort Wittstock/Dosse und die damit verbundenen erheblichen Einschränkungen der Gesundheits- und Notfallversorgung zum Ausdruck, "vor allem in Situationen, in denen es um Leben und Tod geht und eine rasche Einweisung in eine klinische Einrichtung notwendig ist." Mit Sorge betrachte er die jüngste Positionierung des Ministeriums für Gesundheit und Soziales, den zukünftigen Entfall der kardiologischen und gastroenterologischen Grundversorgung durch den Wegfall des Krankenhauses durch die Schaffung neuer ambulanter Versorgungsstrukturen zu kompensieren.

Landrat Ralf Reinhardt: "Dies wird und kann nicht dadurch gelingen, dass an anderer Stelle - hier konkret in Neuruppin - neue unterversorgte Strukturen erzwungen werden sollen." Pläne des Ministeriums für Gesundheit und Soziales sehen eine Teilung des bisherigen vollen kardiologischen und gastroenterologischen Kassenarztsitzes von Neuruppin und eine Teilverlagerung nach Wittstock/Dosse vor. "Dieses Konstrukt schafft neue schwerwiegende Probleme, denn bereits heute ist der kardiologische Kassenarztsitz der Ostprignitz-Ruppiner Gesundheitsdienste GmbH (OGD) in Neuruppin stark überlastet – mehr als 30 Prozent der Patienten werden außerhalb des Budgets behandelt und damit durch die Krankenkassen nicht vergütet", so der Landrat von Ostprignitz-Ruppin in seinem Schreiben an den Ministerpräsidenten. Eine Verlagerung des Sitzes nach Wittstock/Dosse ändere nichts an dessen Überlastung und eröffne auch keine zusätzlichen neuen Kapazitäten, die durch den Wegfall des Wittstocker Angebots abgefedert werden könnten. "Deshalb ist hier ein neuer zusätzlicher Kassenarztsitz erforderlich, wie es im Konzept der Ostprignitz-Ruppiner Gesundheitsdienste GmbH vorgestellt wurde. Gleiches gilt für die internistische und gastroenterologische Versorgung".

Zugleich verweist der Landrat auf das tragfähige Konzept für ein MVZ am Standort Wittstock/Dosse, das bereits im November 2025 beim dritten Runden Tisch in Wittstock/Dosse vorgestellt wurde. Ralf Reinhardt: "Hierfür bedarf es entsprechend zusätzliche Kassenarztsitze, um verlässlich und dauerhaft in der Region Wittstock diese ersetzenden Versorgungsangebote aufbauen und den Betrieb durch das Universitätsklinikum Ruppin-Brandenburg bzw. der OGD gewährleisten zu können. Die Kassenärztliche Vereinigung Brandenburg muss den in diesem Kontext bestehenden zusätzlichen Bedarf für eine verlässliche Versorgung im Gebiet Wittstock anerkennen und weitere Kassenarztsitze genehmigen. Hierzu bedarf es Ihrer deutlichen Einflussnahme und Positionierung." Benötigt würden aktuell in Wittstock/Dosse neue zusätzliche kardiologische und gastroenterologische Ambulanzen, die einhergehend mit dem Wegfall des durch die Schließung des Wittstocker KMG-Klinikums bisher bestehenden Versorgungsangebots parallel aufgebaut werden müssen. Eine Verlagerung von anderen Standorten in der Region schaffe keinen Ersatz, sondern neue Lücken und Versorgungsdefizite, betont der Landrat in seinem Schreiben.

Angesprochen wird auch das Thema Notfallversorgung. Zu dieser Versorgung gehöre die Sicherstellung einer zügigen Verlegung in eine stationäre Einrichtung. Mit dem Wegfall des Wittstocker Krankenhauses könne durch den bodengebundenen Rettungsdienst selbst bei bestmöglicher Optimierung im Vergleich zum heutigen Standard kein Krankenhaus mehr in den bisherigen Rettungsfristen erreicht werden. Landrat Ralf Reinhardt: "Einem verfügbaren und rechtzeitig eintreffenden Luftrettungsmittel kommt daher noch stärkere Bedeutung als bisher hinzu. Diese kann nicht allein nach Auslastungsgesichtspunkten definiert werden, sondern muss ausschließlich die rechtzeitige Menschenrettung und damit das rechtzeitige Eintreffen als Maßstab haben. Deshalb bedarf es auch einer zusätzlichen Stationierung eines weiteren Rettungshubschraubers im Landkreis, um im Notfall den schnellen Transport zum Krankenhaus zu gewährleisten. Die umliegenden Luftrettungsmittel sind für die flächendeckende Versorgung unseres Landkreises im Verhältnis zur vorgeschriebenen Rettungsfrist zu weit entfernt."

Ralf Reinhardt schließt sein Schreiben mit einem Appell an den Ministerpräsidenten: "Ich möchte Sie auffordern und bitten, die entscheidenden Schritte einzuleiten, um die wohnortnahe Notfall- und Regelversorgung in der Region Wittstock und den umliegenden Gemeinden dauerhaft sicherzustellen."

Der Kreis- und Finanzausschuss des Kreistages OPR hatte sich in dieser Woche einstimmig mit einem Beschluss zum geplanten MVZ in Wittstock/Dosse bekannt und einen Betrieb durch das kommunale Universitätsklinikum Ruppin-Brandenburg gefordert. Nur so könne langfristig die gesundheitliche Versorgung im Nordwesten Brandenburgs sichergestellt werden. Das Land Brandenburg wird aufgefordert, gemeinsam mit der kassenärztlichen Vereinigung Brandenburg die für das MVZ notwendigen Kassensitze bereitzustellen.

Zuvor hatten bereits Wittstocks Bürgermeister Dr. Philipp Wacker, die Vorsitzenden der Stadtverordnetenversammlung sowie die Spitzen der dort vertretenen Fraktionen in einem an die Kassenärztliche Vereinigung Brandenburgs gerichteten Memorandum gefordert, die für den Betrieb eines Medizinischen Versorgungszentrums notwendigen Kassensitze zu genehmigen.

19.12.2025 
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