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09.05.2023

"Lesen gegen das Vergessen" am 10. Mai an vielen Orten im Landkreis

An ein dunkles Kapitel in der deutschen Geschichte soll mit verschiedenen Gedenkveranstaltungen am morgigen Mittwoch, 10. Mai 2023, in mehreren Orten nicht nur im Landkreis OPR erinnert werden: Die Bücherverbrennungen von 1933.

Verschiedene nationalsozialistische Organisationen hatten damals Listen mit von ihnen verfemten Autor:innen erstellt, deren Werke ab März 1933 in ganz Deutschland in barbarischen Aktionen verbrannt wurden. Es waren Werke von Erich Kästner, Bertolt Brecht, Kurt Tucholsky, aber auch von Ernest Hemingway, Maxim Gorki oder Albert Einstein. Die sogenannte "Schwarze Liste" wurde später von der "Reichsschriftkammer" ständig erweitert und umfasste letztlich rund 5000 verbotene Einzelwerke von etwa 1000 Autor:innen sowie Gesamtausgaben von verbotenen Verlagen. Viele Schriftsteller:innen, aber auch andere Künstler:innen und Wissenschaftler:innen erhielten zudem Arbeits- und Publikationsverbot.

Insgesamt gab es 1933 in 90 Städten in ganz Deutschland mehr als 100 Bücherverbrennungen. Höhepunkt der sogenannten "Aktion wider den undeutschen Geist", mit der kurz nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten, ab März 1933, die systematische Verfolgung jüdischer, marxistischer, pazifistischer, queerer und anderer oppositioneller oder politisch unliebsamer Schriftsteller:innen begann, waren die Bücherverbrennungen am 10. Mai 1933. An diesem Tag fanden auf Initiative des Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbundes auf dem Opernplatz (heute: Bebelplatz) in Berlin sowie zeitgleich in 18 weiteren Universitätsstädten Bücherverbrennungen statt, bei denen tausende Werke der von den Nazis verfemten Autor:innen auf Scheiterhaufen verbrannt wurden.

Um an dieses düstere Kapitel deutscher Geschichte zu erinnern und zugleich der Freiheit des Wortes zu gemahnen, wurde bereits 1979 vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels jährlich der 10. Mai als "Tag des Buches" und 2009 derselbe Tag von der ehrenamtlichen Initiative "Lesen gegen das Vergessen" ins Leben gerufen. Und so soll bundesweit auch in diesem Jahr am 10. Mai 2023 - 90 Jahre nach den Bücherverbrennungen - diesen Schriftsteller:innen mit Lesungen aus ihren damals verbrannten und verbotenen Werken gedacht werden.

In Neuruppin haben Schüler:innen der Evangelischen Schule (Grundkurs Geschichte der 11. Klassenstufe) gemeinsam mit dem Museum Neuruppin und dem Aktionsbündnis "Neuruppin bleibt bunt" eine Gedenkveranstaltung an die Bücherverbrennung vor 90 Jahren unter dem Motto "Bücher aus dem Feuer" organisiert. Ab 11.30 Uhr und ab 17 Uhr wird es auf dem Schulplatz in Neuruppin Lesungen von Schüler:innen und Bürger:innen aus Büchern geben, die damals verbrannt wurden. Mit dabei ist neben Neuruppins Bürgermeister Nico Ruhle auch Landrat Ralf Reinhardt, der am morgigen Mittwoch um 12.20 Uhr über das Gedicht "Jubiläum", das Kurt Tucholsky 1930 geschrieben hat, reden wird.

In Wusterhausen wird es um 17 Uhr eine Lesung von Einwohner:innen auf dem Markplatz geben. Bei schlechtem Wetter findet die Gedenkveranstaltung im Alten Laden (Am Markt 3) statt.

Unter dem Motto "Lesen gegen das Vergessen" findet auch in Wittstock/ Dosse von 16.30 bis 18 Uhr eine Lesung auf dem Marktplatz der Stadt statt, die von Frank Hoffmann (Akkordeon) und Carsten Schober (Saxofon) musikalisch umrahmt wird. Mit dabei sind die Bundesministerin a.D. Irmgard Schwaetzer als Stiftsfrau des Klosterstifts zum Heiligengrabe und Wittstocks Bürgermeister Jörg Gehrmann, aber auch Stadtverordnete, Landtagsabgeordnete und die Vorsitzende des Kreistages OPR Sigrid Nau. Sie wird als ehemalige Leiterin einer Kindertagesstätte aus dem Kinderbuch "Pünktchen und Anton" von Erich Kästner lesen, das damals ebenfalls von den Nazis ins Feuer geworfen wurde.


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