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01.12.2023

Kreistag erklärt Bereitschaft zur Übernahme des Tucholsky Museums

Der Kreistag Ostprignitz-Ruppin hat ein deutliches Zeichen für den Erhalt des Kurt Tucholsky Literaturmuseums in Rheinsberg gesetzt. In einem einstimmigen Beschluss wird der Landrat beauftragt, eine mögliche Übernahme des Museums im Rahmen eines Trägerschaftswechsels von der Stadt Rheinsberg zum Landkreis zum 31. März 2024 vorzubereiten und abzuschließen.

Danach könnte der Landkreis ab dem 1. April 2024 die Trägerschaft des Kurt Tucholsky Literaturmuseums übernehmen, um dieses dauerhaft in hoher Qualität zu sichern. Die Rheinsberger Stadtverordneten hatten in ihrer Versammlung am 23. Oktober 2023 mit dem Beschluss zur Haushaltssatzung 2023/2024 ein freiwilliges Haushaltsicherungskonzept beschlossen. Dieses beinhaltet unter anderem, die Stelle der wissenschaftlichen Leitung des Kurt Tucholsky Literaturmuseums nach dem altersbedingten Ausscheiden des bisherigen Leiters des Museums, Herrn Dr. Peter Böthig, zum 31. März 2024 in dieser Form nicht mehr zu besetzen. 

Mit Pressemitteilung vom 2. November 2023 informierte der Deutsche Kulturrat darüber, dass er das Museum aufgrund der Entscheidung der Stadt Rheinsberg in seiner Existenz bedroht sieht. Daneben sind Unterstützungsbekundungen bedeutender überregionaler Institutionen eingegangen. Außerdem übergaben während der jüngsten Sitzung des Kreistages Irene Krahmer und Richard Herten aus Rheinsberg der Kreistagsvorsitzenden Sigrid Nau und Landrat Ralf Reinhardt eine Liste mit rund 650 Unterschriften von Bürgerinnen und Bürgern, die sich für den Erhalt des Museums und gegen Streichungen aussprechen.

Das Kurt Tucholsky Literaturmuseum ist weit über die Grenzen des Landkreises und des Bundeslandes Brandenburg innerhalb Deutschlands sowie international bekannt. Es beherbergt die zweitgrößte Sammlung von Originaldokumenten und Exponaten nach dem Bundesarchiv in Marbach. Eine wissenschaftliche Leitung dieses Museums im bisherigen Umfang ist unabdingbar, um eine Fortführung auf dem heutigen Qualitätsniveau zu gewährleisten. Der Landkreis Ostprignitz-Ruppin bekannte sich bereits in den vergangenen Jahren zur herausragenden und überregional bedeutenden Arbeit des Kurt Tucholsky Museums mit einem jährlichen Zuschuss in Höhe von zuletzt 14.800 Euro, welcher als institutionelle Förderung ausgereicht wurde.

Seit seiner Eröffnung im Jahr 1991 wurde das Profil des Museums in allen Teilen geschärft und zu einer deutschlandweit anerkannten musealen und literarischen Einrichtung entwickelt. Bis heute wurden etwa 472 Lesungen mit Gegenwartsautor:innen durchgeführt (u.a. Christa Wolf, Fritz J. Raddatz, Louis Begley, Günter de Bruyn, Peter Bichsel, Rolf Hochhuth, Günter Kunert, Freya Klier, Jan Philipp Reemtsma, Regina Scheer oder Jenny Erpenbeck). In der Galerie für zeitgenössisch bildende Kunst wurden 165 Ausstellungen gezeigt (u.a. Angela Hampel, Cornelia Schleime, Barbara Klemm oder Werner Stötzer). Seit 1995 lädt das Museum jährlich zwei Rheinsberger Stadtschreiber ein, die mit ihrer Präsenz und ihren Texten Rheinsberg und der Mark Brandenburg einen Platz auf der geistigen Landkarte Deutschlands sichern. Die Sammlungen des Museums umfassen – digital erfasst – etwa 8.000 wertvolle Artefakte. Darunter befinden sich 42 Autographen und 246 Erstdrucke von Tucholsky, 286 Zeitschriften-Konvolute (vor 1945), 736 Bücher - darunter Tucholskys Bibliothek, fünf Erstdrucke sowie drei handschriftliche Briefe von Theodor Fontane. Hinzu kommt die Sammlung der „Weltbühne“ mit 694 Heften vor 1945 und 3.089 Heften von 1946 bis 1993 sowie weitere Bestände.

Das Museum ist vernetzt mit allen relevanten – regionalen und nationalen – Einrichtungen und Verbänden, wie unter anderem der Arbeitsgemeinschaft Literarischer Gesellschaften und Gedenkstätten e.V. (in dessen Vorstand Herr Dr. Böthig von 2000 bis 2019 mitwirkte), dem Brandenburgischen Museumsverband sowie der Akademie der Künste Berlin. Es kooperiert mit den Kultureinrichtungen und Schulen der Region wie mit der Musikkultur Rheinsberg und dem Evangelischen Gymnasium Neuruppin sowie auf Landes- und Bundesebene mit dem Brandenburgischen Literaturbüro und dem Erst Ludwig Ehrlich Studienwerk. Neben dem Stadtschreiber-Programm gibt es monatliche Lesungen, Ausstellungen in der Galerie, dem Archivschaufenster und der Remise.

Das im Jahr 1991 eröffnete Literaturmuseum wurde 2004 in das „Blaubuch“ der Bundesregierung als „Kultureller Gedächtnisort“ von nationaler Bedeutung aufgenommen.

Irene Krahmer und Richard Herten übergeben der Kreistagsvorsitzenden Sigrid Nau und Landrat Ralf Reinhardt eine Liste mit rund 650 Unterschriften von Bürgerinnen und Bürgern, die damit ihren Protest gegen Streichungen beim Rheinsberger Tucholsky-Museum zum Ausdruck bringen wollen. © LK OPR
Irene Krahmer und Richard Herten übergeben der Kreistagsvorsitzenden Sigrid Nau und Landrat Ralf Reinhardt eine Liste mit rund 650 Unterschriften von Bürgerinnen und Bürgern, die damit ihren Protest gegen Streichungen beim Rheinsberger Tucholsky-Museum zum Ausdruck bringen wollen. © LK OPR

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