Kooperationsvertrag unterzeichnet
Erweiterung des Naturparks Stechlin-Ruppiner Land
Es war der perfekte Ort und das perfekte Wetter, als am Mittwoch Ralf Reinhardt, Landrat von Ostprignitz-Ruppin, und Dirk Ilgenstein, Präsident des Landesamtes für Umwelt (LfU), gemeinsam die Kooperationsvereinbarung zur Erweiterung des Naturparks Stechlin-Ruppiner Land unterzeichneten. Bei strahlendem Sonnenschein und beim Gesang der Feldlerchen fand die Unterzeichnung auf dem Gallberg, von dem sich ein weiter Rundumblick über die Region bietet, statt.
Auf dem Gallberg befindet sich der Mittelpunkt des Landkreises Ostprignitz-Ruppin. Vor 21 Jahren hatte ihn der Landschaftsplaner Horst Wagenfeld anlässlich der Expo 2000 ausmessen und markieren lassen. Damals war Netzeband als Tor zur Heide Regionalstandort der Weltausstellung in Hannover gewesen. Ein symbolischer Ort, der sich für den Akt der Unterzeichnung perfekt anbot, denn die Kyritz-Ruppiner Heide ist eine der drei Teilflächen im Landkreis Ostprignitz-Ruppin, die künftig zum Naturpark Stechlin-Ruppiner Land gehören werden, der um rund 18. 000 Hektar von aktuell 68.000 auf dann 86.000 Hektar wächst. Vom Mittelpunkt des Landkreises soll künftig auch ein Wander- und Radweg nach Pfalzheim zum Eingang in die Kyritz-Ruppiner Heide führen.
„Es war ein langer Weg, auch den südlichen Teil des ehemaligen Bombodroms zu einem Teil des Naturparks Stechlin-Ruppiner Land werden zu lassen“, erinnerte Landrat Ralf Reinhardt an den Beginn der Bemühungen im Jahr 2013. „Mein Dank gilt dabei ausdrücklich Minister Vogel für seine Offenheit gegenüber der Idee einer Naturparkerweiterung.“
Die feierliche Bekanntgabe der Naturparkerweiterung soll dann in Anwesenheit von Axel Vogel, Landesminister für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz, am Sonnabend, 26. Juni 2021, direkt in der Kyritz-Ruppiner Heide stattfinden. Durch die Kooperationsvereinbarung jedoch, die auf unbestimmte Zeit zwischen Land und Landkreis Ostprignitz-Ruppin geschlossen wurde, wurden konkrete Ziele der Zusammenarbeit festgelegt, damit die Naturparkerweiterung mit Leben gefüllt wird.
Mit einer solchen Vereinbarung betrete man als Land Brandenburg Neuland, verriet Dirk Ilgenstein. „Das ist bemerkenswert.“ Erstmals vereinbarten das Landesumweltamt und ein Landkreis in Brandenburg eine verbindliche Zusammenarbeit zur Entwicklung eines Naturparks. Bundesweit gibt es 104 solcher Naturparks. In Brandenburg sind es elf. Es sind Flächen, die zwar überwiegend Landschafts- und Naturschutzgebiete sind, in denen aber ein naturnaher Tourismus angestrebt wird.
„Die Flächen im wachsenden Naturpark haben Potenzial und machen den Naturpark zu einem großen erlebbaren Gebiet“, sagte Landrat Ralf Reinhardt, der die Naturparkerweiterung als wichtigen Impuls für eine nachhaltige Regionalentwicklung, die naturtouristische Entwicklung sowie eine qualitative Aufwertung der in den Naturpark zu integrierenden Flächen sieht.
Die Kooperationsvereinbarung sieht vor, dass eine Arbeitsgruppe gegründet wird, die sich schwerpunkmäßig diesen Themen widmen wird. Der Landkreis Ostprignitz-Ruppin verpflichtet sich zudem, eine unbefristete Arbeitsstelle zu schaffen, deren Arbeitsleistung voll für die Mitarbeit in dieser Arbeitsgruppe vorgesehen ist.
So sollen regionale Wertschöpfungsketten aufgebaut und Konzepte für den öffentlichen Personennahverkehr sowie zum Klimaschutz entwickelt werden. „Und es sollen naturtouristische Erlebniskonzepte für Einheimische und Gäste geschaffen werden“, betonte der Landrat. „Ich nenne nur zwei Stichpunkte: die Erarbeitung eines Masterplans Wandern und der Sternenpark, der für die Kyritz-Ruppiner Heide angestrebt wird.“
So gehört die Heidefläche im Landkreis zu den dunkelsten Orten in Deutschland und der Sternenhimmel kann ohne große Beeinträchtigungen durch etwaige Lichtquellen betrachtet werden, erklärte Dr. Mario Schrumpf, Leiter des Naturparks Stechlin-Ruppiner Land. „Der touristische Markt dafür ist groß.“ Deshalb stelle man auch keine Konkurrenz zum bereits bestehenden Sternenpark im Westhavelland dar, betonte er.
„Die Nachfrage nach Beobachtungspunkten ist größer als das Angebot.“ Als nächsten Schritt soll deshalb der Astronom Dr. Andreas Hänel, der sich auf das Thema spezialisiert hat, die konkreten Anforderungen eines Sternenparks für die Kyritz-Ruppiner Heide abklären, berichtete der Naturparkleiter.
Unberührt von der Naturparkerweiterung bleibe jedoch die Gefahrenabwehrverordnung des Landkreises Ostprignitz-Ruppin für die Kyritz-Ruppiner Heide bestehen, erklärte Landrat Ralf Reinhardt. „Das gilt besonders für das Betretungsverbot für munitionsverseuchte Flächen auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz.“
Die Unterzeichnung der Kooperationsvereinbarung zur Naturparkerweiterung sei aber ein wichtiger Moment als Anerkennung für die bereits geleistete Arbeit. „Dieser Schritt ist für die Menschen in unserer Region eine weitere Bestätigung dafür, dass sich der Kampf für eine freie Heide gelohnt hat“, so Ralf Reinhardt, der gemeinsam mit Dirk Ilgenstein vom Landesumweltamt als Erinnerung an diesen Tag auf dem Gallberg eine vom Landkreis gestiftete Stieleiche pflanzte. Zugleich wurde eine Informationstafel zum Mittelpunkt des Landkreises enthüllt, wo künftig am Fahnenmast wieder die Fahne von Ostprignitz-Ruppin wehen soll.