Gedenken an die Ermordung von Emil Wendland
Mehrere Redner:innen betonten, dass Gedenken mehr sei als nur ein Rückblick. Es sei eine Haltung. Das bedeute auch, Menschen sichtbar zu machen, die häufig am Rande dieser Gesellschaft stehen, wie Wohnungslose, Arme, Geflüchtete, People of Colour oder queere Menschen. Rechte Gewalt treffe Menschen nicht zufällig, sie folge einer Logik der Abwertung. Der wohnungslose und kranke Emil Wendland sei in den Augen seiner Mörder ein Mensch gewesen, der nicht in ihr Weltbild passte. So steht es auch auf der im Jahr 2012 im Rosengarten installierten Gedenktafel:
"Emil Wendland ... wurde Opfer einer Ideologie, in der es keinen Platz für Menschen gibt, die als Schmarotzer angesehen und daher als 'unwertes Leben' wahrgenommen werden. Obdachlose sind die zweitgrößte und am wenigsten anerkannte Opfergruppe von rechten Übergriffen."
Julica Norouzi von der Koordinations- und Fachstelle der Partnerschaft für Demokratie im Landkreis Ostprignitz-Ruppin berichtete davon, dass die allgegenwärtige Bedrohungslage für Menschen im Land, die anders aussehen, lieben oder leben, im Jahr 2025 mindestens so groß sei wie in den 1990er Jahren. Neben Hass und Hetze im Internet gebe es unter anderem gezielte Attacken auf Jugend-Kultur-Zentren, auch Feste für Vielfalt und Demokratie würden Zielscheibe rechter Gewalt.
Sie wünsche sich, dass hoffentlich bald niemand mehr Angst haben müsse, auch wenn Mensch anders ist. Zugleich hob Julica Norouzi die Bedeutung der Demokratie und der Verfassung hervor: "Ich wünsche mir, dass Politik, Verwaltung, und alle Menschen gemeinsam wieder klar für Werte des friedlichen Zusammenlebens stehen und sich für unsere freiheitlich-demokratischen Werte einsetzen, die jedem Menschen erlauben, in größtmöglicher Freiheit zu leben. Unser Grundgesetz ist eine Verfassung, für die uns viele Menschen auf der ganzen Welt beneiden."
Vor der Gedenkveranstaltung der Gedenkinitiative Emil Wendland hatten sich Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, der sich für mehrere Tage in der Fontanestadt aufhält, und Bürgermeister Nico Ruhle zu einem kurzen Gedenken im Rosengarten eingefunden.