Der Kreistag des Landkreises Ostprignitz-Ruppin hat bei seiner Sitzung am 30. Juni 2022 auf Antrag der Fraktionen Bündnis 90/ Die Grünen, SPD und CDU einstimmig einen Beschluss zur Entwicklung eines Gesamtkonzepts für die medizinische Infrastruktur und Versorgung im Land Brandenburg gefasst:
"Der Kreistag beauftragt den Landrat, die Landesregierung aufzufordern, ein Gesamtkonzept für die medizinische Infrastruktur und Versorgung im Land Brandenburg zu entwickeln, das den Aufbau des Innovationszentrum Universitätsmedizin Cottbus (IUC) berücksichtigt und darüber hinaus die im Land bereits erfolgreich etablierten und wirkungsvollen Maßnahmen wie die MHB als festen Bestandteil, auch über 2024 hinaus, strategisch berücksichtigt und planerisch zusammendenkt."
In der Antragsbegründung heißt es:
"Im Interesse der Gesundheitspolitik des Landes Brandenburg und im Rahmen eines so notwendigen wie umfassenden Strukturwandels in der Lausitz begrüßt der Kreistag OPR die Pläne der Landesregierung, mit Hilfe der Mittel aus dem Strukturänderungsfonds des Bundes zusätzlich ein Innovationszentrum Universitätsmedizin Cottbus (IUC) zu entwickeln.Mit dem geplanten Aufbau einer neuen Medizinischen Fakultät in der Lausitz wachsen jedoch in anderen Landesteilen auch die Befürchtungen, vergessen zu werden. Die mitten in einer Pandemie geplanten Kürzungen der Fakultät für Gesundheitswissenschaften geben der Sorge weitere Nahrung, dass in den vergangenen Jahren erfolgreich und mit viel Engagement aufgebaute Strukturen und Einrichtungen hinten runterfallen, die schon jetzt einen deutlichen Beitrag zur Sicherung und Verbesserung der medizinischen Gesundheitsversorgung leisten, zum Beispiel in Ostprignitz-Ruppin, aber auch in anderen Kreisen und Teilen des Landes.
Mit der Gründung und dem erfolgreichen Aufbau der Medizinischen Hochschule Brandenburg (MHB) wurde erstmalig in Brandenburg die Möglichkeit einer Ausbildung von Ärzt:innen im Land selbst geschaffen. Schon heute ist die MHB mit ihren innovativen Lehrformaten und ihrem beispielgebenden Konzept einer dezentralen Lehre und der Einbeziehung von über 35 kooperierenden Kliniken und rund 150 akademischen Lehrpraxen in das Curriculum ein bundesweit für Aufmerksamkeit sorgendes Erfolgsmodell. 2021 haben die ersten, jemals im Land Brandenburg ausgebildeten Ärzt:innen ihr Medizinstudium an der MHB erfolgreich abgeschlossen. Der überwiegende Teil dieser Absolvent:innen schließt nun in einer brandenburgischen Klinik die fachärztliche Weiterbildung an. Und eben nicht nur in den größeren Städten wie Neuruppin oder Brandenburg an der Havel, sondern auch in ländlicheren Regionen des Landes, die vom "Ärztemangel" noch einmal deutlich stärker bedroht und betroffen sind. Der bei der Gründung der MHB beabsichtigte Klebeeffekt hat sich mit dem ersten Jahrgang der Absolvent:innen tatsächlich eingestellt. Die Studierenden der MHB übernehmen auch schon während ihres Studiums in zahlreichen studentischen Initiativen gesellschaftliche Verantwortung; insbesondere auch in der aktuellen Corona-Pandemie leisteten sie in Impfzentren, in Impfbussen oder auf Stationen einen wichtigen Beitrag zur Versorgung von Patient:innen und zur Bekämpfung der Pandemie. Seit 2020 hat die MHB über die Fakultät für Gesundheitswissenschaften (FGW) auch das Promotionsrecht. Seitdem sind für Studierende, Nachwuchswissenschaftler:innen und Ärzt:innen der MHB Promotionen über die FGW und die Verleihung der beiden akademischen Grade Dr. med. und Dr. rer. medic. möglich. Im November 2021 gab es an der MHB bereits den ersten Promovenden. Aktuell gibt es rund 50 weitere Promotionsverfahren, die nach und nach in den kommenden Monaten zum Abschluss kommen werden.
Auch vor diesem Hintergrund fordern wir die Landesregierung auf, ein Gesamtkonzept für die medizinische Infrastruktur und Versorgung in Brandenburg zu entwickeln, das nicht nur den Aufbau des IUC berücksichtigt, sondern darüber hinaus die im Land bereits erfolgreich etablierten und wirkungsvollen Maßnahmen wie die MHB als festen Bestandteil auch über 2024 hinaus strategisch berücksichtigt und planerisch zusammendenkt. Nur so kann auch in Brandenburg weiter zusammenwachsen, was auch weiterhin zusammengehört."
Landrat Ralf Reinhardt begrüßt und unterstützt den Beschluss des Kreistages:
"Die Entwicklung eines entsprechenden Gesamtkonzepts durch die Landesregierung ist von großer Bedeutung, vor allem für die medizinische Versorgung bei uns im ländlichen Raum. Hier hat die MHB in den vergangenen Jahren einen wichtigen Beitrag und Pionierarbeit geleistet. Dieser erfolgreiche Weg, von dem das ganze Land Brandenburg profitiert, muss weiter beschritten und im Rahmen eines Gesamtkonzepts abgesichert werden. Die MHB muss genauso wie Cottbus dauerhaft fester Bestandteil der Brandenburger Ärzteausbildung sein. Hierzu müssen sich unsere Landesregierung und der Landtag bekennen. Dafür werde ich mich weiter mit aller Kraft einsetzen."