Die Freyensteinerin engagierte sich für die Rechte der Frauen
Publizistin, Pazifistin, Vorkämpferin für das Frauenwahlrecht – so steht es auf einer kleinen Plakette, die nun an die Frauenrechtlerin Minna Cauer erinnert. Besagte Plakette wurde am Mittwoch, 3. August, am Pfarrhaus in Freyenstein erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Es war der 100. Todestag der Aktivistin, die 1841 in dem mittlerweile recht unscheinbaren Gebäude geboren wurde. Geht es nach dem Förderverein Freyenstein, war die Enthüllung der Gedenktafel nur der Auftakt zu einer Reihe von Veranstaltungen, die sich mit Minna Cauer beschäftigen.
Laut Andrea Müllenberg vom Förderverein sollte die berühmte Tochter Freyensteins schon zu DDR-Zeiten etwas mehr in den Fokus geraten: Es sei geplant gewesen, die örtliche Kita nach Minna Cauer zu benennen. „Aber dann kam die Wende“, so Müllenberg. Das Vorhaben geriet wieder in Vergessenheit. Doch für Minna Cauer selbst galt das nicht: Andrea Müllenberg beschäftigte sich intensiv mit den Freyensteiner Wurzeln der Frauenrechtlerin. „Sie ist hier geboren, hier zur Schule gegangen“, erklärte sie am Mittwoch den mehr als 30 Anwesenden bei der Enthüllung der Gedenktafel. Privatunterricht habe Cauer, die damals noch Schelle hieß, am Markt erhalten – in jenem Gebäude, an dessen Eingang nun „Rathaus“ steht.
Dr. Kerstin Wolff vom Archiv der deutschen Frauenbewegung in Kassel beleuchtete anschließend weitere Aspekte des Lebens von Minna Cauer, mit der ihr zufolge nach wie vor eine fundierte Auseinandersetzung fehlt. Die Jugend habe die spätere Frauenrechtlerin aber immer als unbeschwert beschrieben. Später musste sie einige Schicksalsschläge hinnehmen: Ihr Sohn starb im Alter von zwei Jahren, ihr Mann August Latzel nur wenig später. „Mit 25 Jahren stand sie vor den Scherben ihres Lebens“, so Wolff. Die Freyensteinerin positionierte sich anschließend politisch, aber nur „im stillen Kämmerlein“, wie Dr. Kerstin Wolff erklärte. Es folgte die Begegnung mit dem zweiten Ehemann, Eduard Cauer. Doch auch er starb, als Minna Cauer erst 40 Jahre alt war. Die eigenen Erfahrungen als Witwe und die intensive Recherche zeigten Minna Cauer, wie schlecht die Stellung der Frau war: Ihr Engagement in der Frauenbewegung begann.
„Minna Cauer hat sich nie richtig als Frauenaktivistin gesehen“, sagte Kerstin Wolff. Impulse für ihr Engagement seien meist von außen gekommen. Dennoch gründete Cauer den Verein Frauenwohl und später auch die Zeitschrift „Die Frauenbewegung“.
Der Förderverein Freyenstein und die Kirchengemeinde wollen nun gemeinsam die Sanierung des alten Pfarrhauses vorantreiben, dessen Aussehen 1975 grundlegend verändert wurde. Auch der große Pfarrgarten hat sein ursprüngliches Aussehen verloren. Andrea Müllenberg und ihre Mitstreiter würden auch das gern wieder ändern. Sie planen nun weitere Veranstaltungen, die an Minna Cauer erinnern und sie etwas mehr ins Licht der Öffentlichkeit bringen sollen.