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Die Landkreise OPR, Prignitz und Havelland stellen Optionen zum Ausbau des Bahnverkehrs vor

Die Landräte Ralf Reinhardt, Christian Müller und Roger Lewandowski (von rechts) haben gemeinsam die Studie in Auftrag gegeben. © LK OPR
Die Landräte Ralf Reinhardt, Christian Müller und Roger Lewandowski (von rechts) haben gemeinsam die Studie in Auftrag gegeben. © LK OPR

Im Rahmen eines Pressetermins haben zum Wochenbeginn die Landräte der Landkreise Ostprignitz-Ruppin, Prignitz und Havelland Möglichkeiten aufgezeigt, wie im regionalen Bahnverkehr zwischen Nauen und Wittenberge eine Taktverdichtung erfolgen könnte. Das sei ein für Kommunen oder Landkreise zwar eher ungewöhnliches Thema, sagte Ostprignitz-Ruppins Landrat Ralf Reinhardt bei dem Treffen, das gegenüber vom Bahnhof von Neustadt (Dosse) stattfand, und zu dem auch die Bürgermeister der benachtbarten Kommunen wie Wusterhausen, Wittenberge gekommen waren. Aber Verkehr sei ein wichtiges Thema, das die Menschen aktuell bewege und in Zukunft noch mehr bewegen würde, sagte Reinhardt mit Blick auf den Klimawandel und die Mobilität kommender Generationen. In Städten und verdichteten Räumen würde man bereits den Schienenpersonennahverkehr (SPNV) vom 20- zum 10-Minuten-Takt oder sogar vom 5- zum 3-Minuten-Takt verdichten, so Reinhardt. Im ländlichen Raum sei man bescheidener, sagte der Landrat. Doch mit Hinweis auf Stichworte wie Regionalentwicklung und Wirtschaftsförderung machte er deutlich, dass ein verlässliches Angebot von mindestens zwei Zügen pro Stunde notwendig sei, damit Menschen auch dort wirklich für ihren Arbeitsweg vom Auto auf die Bahn umsteigen. 

Die Machbarkeitsstudie habe man in Auftrag gegeben, da auf der sogenannten Hamburger Bahn mit dem Fahrplanwechsel 2025/26 das Verkehrsangebot neu strukturiert werde. Dann sollen nahezu im Halbstundentakt Fernzüge zwischen Berlin und Hamburg verkehren. Und im Schienenpersonennahverkehr (SPNV) soll die Regionalexpresslinie RE8 stündlich zwischen Berlin, Nauen, Neustadt (Dosse) und Wittenberge unterwegs sein, deren Züge zudem alle zwei Stunden weiter nach Wismar fahren. Die Regionalbahn RB17 verdichtet außerdem zwischen Wittenberge und Wismar das Angebot zum Stundentakt. Zwischen Berlin und Nauen ist das SPNV-Angebot mit den weiteren Linien RE2, RE8V (RB10) und RB14 auf vier Züge pro Stunde und Richtung breit aufgestellt. Doch von dort fährt nur eine Linie in den Brandenburger Nordwesten weiter. 

Zum Pressetermin in Neustadt (Dosse) waren auch Bürgermeister und Vertreter:innen anderer Kommunen wie Wusterhausen oder Wittenberge gekommen. © LK OPR
Zum Pressetermin in Neustadt (Dosse) waren auch Bürgermeister und Vertreter:innen anderer Kommunen wie Wusterhausen oder Wittenberge gekommen. © LK OPR

„Ist auf der Hamburger Bahn zwischen Nauen und Wittenberge eine Angebotserweiterung beziehungsweise Zugmehrung möglich trotz ICE- und Güterverkehr, lautete die daher Frage, und zwar ab dem Deutschlandtakt oder auch schon davor“, sagte Reinhardt zum Auftrag der Studie, um sogleich das Ergebnis bekannt zu geben - „Ja, beides geht.“ - und den Blick Richtung Land zu richten, das für die Bestellung des Schienennahverkehrs zuständig ist: Man habe mit der Studie gezeigt, dass eine Taktmehrung technisch mit nur kleinen Maßnahmen umsetzbar sei, zumal die Züge sowieso schon fahren würden. "Jetzt braucht es nur jemanden, der den Verkehr bestellt und bezahlt", so Ralf Reinhardt. Havellands Landrat Roger Lewandowski ergänzte, dass die Landkreise bereits in den Busverkehr investieren würden. „Doch Bus und Bahn muss man zusammen denken“, sagte er: „Und bei der Bahn sind wir auf das Land angewiesen. Jetzt kommt es in der Tat also auf den politischen Willen an.“

Denn die Studie, welche die drei Landkreise bei dem Schweizer Beratungsunternehmen SMA, das auch den Deutschlandtakt entwickelt hat, in Auftrag gegeben hatten, zeigt, dass auf dem Abschnitt zwischen Nauen, über Neustadt (Dosse) nach Wittenberge ein 30-Minuten-Takt zeitnah umsetzbar wäre. Bisher hatte der Landesnahverkehrsplan des Landes Brandenburg lediglich für die Verbindung zwischen Berlin und Neustadt (Dosse) im sogenannten Perspektivnetz einen 30-Minuten-Takt vorgesehen. „Bereits im Zusammenhang mit dem Deutschlandtakt ist eine solche Verdichtung zwischen Nauen und Wittenberge untersucht worden“, sagt Landrat Roger Lewandowski. Mit dem Deutschlandtakt soll das Angebot im Schienennahverkehr bundesweit bis zum Jahr 2030 ausgebaut werden. „Die Studie zeigt aber, dass es auf diesem Abschnitt auch schon früher und schneller möglich ist. Für Fahrgäste, die in Nauen zusteigen, würde sich somit die Anbindung nach Wittenberge, aber auch nach Neustadt (Dosse) verbessern und damit gleichzeitig in Richtung Ostsee sowie Hamburg.“ Der PrignitzerLandrat Christian Müller ergänzt: „Die Verkürzung der Taktung spielt insbesondere für die Pendlerbewegungen eine wichtige Rolle und würde den Anschluss der gesamten Region an den Schienenpersonenverkehr erheblich aufwerten.“ Der Bedarf für eine derartige Angebotserweiterung würde auf der Hand liegen, ist auch Landrat Ralf Reinhardt überzeugt. Denn zusätzlich zu den ohnehin schon voll ausgelasteten Pendlerzügen habe auch das Neun-Euro-Ticket im vergangenen Jahr gezeigt, was auf der Strecke los sei. Und das "Deutschlandticket" stünde vor dem Start.

Aktuell verkehrt der RE8 nur stündlich zwischen Nauen und Wittenberge. © LK OPR
Aktuell verkehrt der RE8 nur stündlich zwischen Nauen und Wittenberge. © LK OPR

„Die Bahnverbindungen von Berlin-Spandau über Nauen und Neustadt (Dosse) nach Wittenberge gehören zur Wachstumsachse Berlin - Hamburg, das heißt, das Land sieht und möchte hier Wachstum und Entwicklung", richtet Ralf Reinhardt den Blick nach Potsdam. "Eine Grundvoraussetzung hierfür ist jedoch ein zeitgemäßes und verlässlich vertaktetes Nahverkehrsangebot. Zwei Zugpaare pro Stunde sind damit für unsere Region ein Schritt dahin, was andere ländliche Regionen, wie zum Beispiel Jüterbog, schon lange als Standard kennen. Auch vor dem Hintergrund der Angebotsausweitung im Fernverkehr und des Regionalverkehrs bei unseren nördlichen Nachbarn in Richtung Schwerin und Hamburg, ist die Verdichtung des Nahverkehrs auf der Brandenburger Teilachse ein wichtiges Bekenntnis der Landesregierung zu seinen im Nordwesten lebenden Einwohnern.“ So könnte die halbstündliche Verbindung zwischen Berlin und Wittenberge auch der umgebenden Region zugute kommen. Denn auch die Regionalbahnlinie RB 73/74 könnte profitieren, so wäre sogar eine Teilung der aus Berlin kommenden Züge in Neustadt (Dosse) denkbar, wobei ein Zugteil nach Wittenberge und der andere Teil nach Kyritz, Pritzwalk und Meyenburg oder sogar nach Mecklenburg-Vorpommern weiterfahren könnte.

Auch die Regionalbahnlinie nach Kyritz könnte von der Taktverdichtung profitieren. © LK OPR
Auch die Regionalbahnlinie nach Kyritz könnte von der Taktverdichtung profitieren. © LK OPR

Auch für zwei havelländische Orte würde die in der Studie betrachtete Taktverdichtung auch in Richtung Berlin ein verbessertes Angebot mit sich bringen. „Die Bahnhöfe Friesack und Paulinenaue liegen ebenfalls zwischen Nauen und Wittenberge an der Hamburger Bahn. Bisher ist die Verbindung nach Berlin von dort nur einmal pro Stunde möglich. Mit der vorgeschlagenen Verdichtung würden künftig zwei Verbindungen pro Stunde zur Verfügung stehen und somit der ländliche Raum noch besser erschlossen werden“, so Landrat Lewandowski. „Die durch die Landkreise in Auftrag gegebene Studie zeigt, dass eine Steigerung der Effizienz der vorhandenen Ressourcen möglich ist", sagt der Prignitzer Landrat Christian Müller. " Folgerichtig sollte der 30-Minuten-Takt zwischen Wittenberge und Nauen schnellstmöglich umgesetzt werden. Um die Verkehrswende erfolgreich zu gestalten, ist der Anschluss des ländlichen Raumes notwendig. Somit könnten auch die Bürgerinnen und Bürger des ländlichen Raumes an den verkehrspolitischen Entscheidungen des Bundes und des Landes partizipieren (z. B. 49-Euro-Ticket).“

Die Studie, welche der Anbieter für Beratungsdienstleitungen in der Eisenbahnsystemplanung SMA durchgeführt hat, betrachtet bezüglich der Taktverdichtung zwei Varianten. Dabei handelt es sich jeweils um die Verlängerung der Linien RE2 und RE8V – die beide zwischen Berlin und Nauen unterwegs sind – bis nach Wittenberge. Beide Varianten sind demnach grundsätzlich möglich. „Wir werden uns jetzt dafür einsetzen, dass eine der aufgezeigten Möglichkeiten auch in die Tat umgesetzt wird und die dafür notwendigen Schritte eingeleitet werden“, sind sich die drei Landräte einig, denen der kommunale Schulterschluss beim Thema Mobilität wichtig ist. Landrat Ralf Reinhardt hält eine Einführung des 30-Minuten-Taktes ab dem Fahrplanwechsel 2025/26 dabei für den idealen Zeitpunkt: Nach der Sperrung der Strecke für die Ausbauarbeiten auf der Hamburger Bahn, wäre ein daran anschließendes, verbessertes Angebot im Schienenpersonennahverkehr ein gutes Zeichen, denn dann hätten die Fahrgäste für die vorherigen Einschränkungen deutlich mehr Verständnis, ist er überzeugt.

Kommunaler Schulterschluss der drei Landräte beim Thema Mobilität- © LK OPR
Kommunaler Schulterschluss der drei Landräte beim Thema Mobilität- © LK OPR
23.03.2023 
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