Einwände können schriftlich noch bis 2. Juni 2023 eingereicht werden
Mehr als 300 Bürgerinnen und Bürger haben am vergangenen Wochenende an der ersten Protestwanderung gegen die im Kyritzer Ortsteil Holzhausen geplante Bauschuttdeponie teilgenommen, darunter auch Landrat Ralf Reinhardt, die Kyritzer Bürgermeisterin Nora Görke, Neustadts Amtsdirektor Andreas Schumacher, die Landtagsabgeordneten Katja Poschmann und Clemens Rostock, der Holzhausener Ortsvorsteher Andreas Lange sowie die Kreistagsabgeordnete und ehrenamtliche Bürgermeisterin von Zernitz-Lohm, Sigrid Schumacher, die zugleich auch Sprecherin der Ende März gegründeten Bürgerinitiative "Nein zur Deponie" ist.
Auf dem Gelände der Holzhausener Kiesgrube soll eine Deponie zur Beseitigung von mehr als sechs Millionen Tonnen Abfällen entstehen, zu denen neben Bodenaushub und Bauschutt auch gefährliche Abfälle wie Asbest gehören. Für den Transport der Bauabfälle zur geplanten Deponie sind voraussichtlich insgesamt rund 248.000 Lkw-Fahrten notwendig, was pro Tag etwa 276 Fahrten entsprechen würde. Viele Menschen in Holzhausen, aber auch in den umliegenden Dörfern und Städten wie Kyritz oder Neustadt (Dosse) befürchten eine starke Belastung durch Lärm und Staub. Diese sorgen brachten die Betroffenen auch im Rahmen der Protestwanderung deutlich zum Ausdruck. Außerdem könnten geschützte Tierarten, die bisher im Bereich der Kiesgrube ihr Zuhause haben, mit dem Betrieb der Deponie vertrieben werden.
Landrat Ralf Reinhardt teilt die Sorgen der Menschen und unterstützt den Protest: "Es gilt nun, alles an Argumenten und Einwänden zusammen zu tragen, um dieses riesige Mammutprojekt zu stoppen. Nahezu 300 Lkw-Ladungen mit wahrscheinlich nicht nur Berliner Bauschutt pro Tag, die durch unsere historischen Städte und Dörfer bis nach Holzhausen gefahren, dort abgeladen und vom Wind auf diesem Berg in der Umgebung verteilt werden, sind nicht hinnehmbar. Als Landrat unterstütze ich den Widerstand der Bürgerinnen und Bürger. Dieser Abfall darf nicht auch noch durch das halbe Land gekarrt, sondern muss dort in der Nähe eingelagert werden, wo er entsteht oder zumindest geeignetere Bedingungen existieren, als bei uns im ländlichen Ostprignitz-Ruppin. Hier fällt nicht einmal ein Bruchteil dieser Abfallmengen an und ein Ausgleich über Strukturstärkungsmittel für zu verfüllende Tagebaurestlöcher erhalten wir auch nicht."
Der Kreistag von Ostprignitz-Ruppin wird sich möglicherweise schon bald mit der umstrittenen Deponie befassen. Sigrid Nau, Vorsitzende des Kreistages: „Der Proteste gegen die Deponie sind unüberhörbar, das haben wir am vergangenen Wochenende in Holzhausen erlebt. Deshalb sollte sich aus meiner Sicht auch der Kreistag positionieren, möglichst schon bei der nächsten Sitzung. Entsprechende Anträge dazu sind bereits angekündigt."
Die Stadt Kyritz und das Amt Neustadt (Dosse) haben angekündigt, jeweils Stellungnahmen zu den Deponieplänen abzugeben. Denn die Errichtung einer Deponie in Holzhausen an der Grenze zur Gemeinde Zernitz-Lohm soll planungsrechtlich weiter voranschreiten. Dagegen spricht sich Andreas Schumacher, Amtsdirektor von Neustadt (Dosse) mit Rückhalt seines gesamten Amtsausschusses klar aus. „Wir werden diese Deponie mit allen uns zur Verfügung stehenden rechtlichen Mitteln zu verhindern versuchen“, so Schumacher und bittet zugleich weiter um Unterstützung der Menschen in der Region: „Liebe Bürgerinnen und Bürger, engagieren Sie sich bitte bei der Bürgerinitiative „Nein zur Deponie“ und unterstützen Sie dort tatkräftig.“ So sei die Aktion am vergangenen Wochenende bereits ein guter Anfang gewesen. Schumacher: „Ich danke allen Teilnehmern und Teilnehmerinnen, die am vergangenen Samstag am Protestmarsch teilgenommen haben.“
Die Kyritzer Bürgermeisterin Nora Görke, die bei der Protestwanderung unter anderem die fehlende, frühzeitige Beteiligung der Menschen in der betroffenen Region kritisiert hatte, appelliert an die Bürgerinnen und Bürger, Kritik und Einwände gegen die Pläne weiter deutlich zum Ausdruck zu bringen: „Die frühzeitige Bürgerbeteiligung fehlt hier vollkommen. Wir als Stadt werden selbstverständlich eine kritische Stellungnahme zur geplanten Bauschutt-Deponie formulieren. Tun Sie dies bitte auch: Formulieren Sie Ihre Betroffenheit!"
Die Planungsunterlagen zur Bauschuttdeponie Holzhausen sind derzeit im Bürgerbüro der Stadt Kyritz und in der Amtsverwaltung Neustadt (Dosse) im Wartebereich des Einwohnermeldeamtes einsehbar, ebenso im Internet auf der Seite des Umweltprüfungsportals des Bundes. Einwände gegen das Projekt können noch bis zum 2. Juni 2023 schriftlich bei der Stadt Kyritz, der Amtsverwaltung Neustadt (Dosse) sowie beim Landesamt für Umwelt eingereicht werden. Weitere Informationen zu dem Thema sind auf der Webseite der Gemeinde Holzhausen unter dem Menüpunkt "Nein zur Deponie" veröffentlicht worden.