Die mobile Kinder- und Jugendarbeit ist in Rheinsberg seit vielen Jahres fest etabliert und wird von Kindern und Jugendlichen vor Ort sehr geschätzt. Koordiniert und betreut wird diese Arbeit von einer erfahrenen Fachkraft, die sich im Stadtgebiet und den Rheinsberger Ortsteilen durch ihr Engagement große Anerkennung und jede Menge Vertrauen erworben hat.
Neben den täglichen Herausforderungen im Rahmen der Kinder- und Jugendarbeit engagiert sich die Fachkraft für Vereine in der Rheinsberger Region oder ist beispielsweise dabei, wenn gemeinsam mit Kindern und Jugendlichen Jugendräume renoviert und hergerichtet werden. Darüber hinaus baut die Fachkraft Beteiligungsstrukturen auf, wie etwa Demokratie-Werkstätten oder Kinder- und Jugendparlamente. Ein weiterer Schwerpunkt der Arbeit vor Ort sind verbindliche Beratungsangebote, zum Beispiel zu den Themen Sucht und Berufsberatung.
Leider bestehen zwischen dem Arbeitgeber der Fachkraft, der DGB-Jugendbildungsstätte Flecken-Zechlin als Träger, und dem Bürgermeister der Stadt Rheinsberg seit längerer Zeit Differenzen, die bislang nicht ausgeräumt werden konnten und dazu geführt haben, dass der Bürgermeister jegliche Zusammenarbeit mit dem Träger komplett verweigert. Dadurch blieben sämtliche Mediations- und Schlichtungsversuche seitens des Landkreises erfolglos, obwohl sich der Träger offen für fachliche Gespräche mit der Stadt gezeigt hatte. Der Bürgermeister selbst verlangte eine Neuausschreibung der Stelle „Mobile Kinder und Jugendarbeit“ sowie eine Kündigung der Zusammenarbeit mit dem DGB als Träger. Da auch jede weitere Zusammenarbeit abgelehnt wurde, konnte eine professionelle Kooperation auf fachlicher Ebene nicht mehr geleistet werden.
Der Landkreis lehnt die Forderungen des Bürgermeisters der Stadt Rheinsberg ab und äußert sein Unverständnis. Die professionelle und vielfach anerkannte Arbeit der Fachkraft wird vom Landkreis sehr geschätzt, ebenso wie die fachlich zuverlässige und wertschätzende Zusammenarbeit mit dem Träger. Rein rechtlich könnte die Vereinbarung zwischen dem freien Träger der Jugendhilfe und dem Landkreis nur gekündigt werden, wenn ein wichtiger Grund vorliegen würde und/oder die Qualität der Leistung erhebliche Mängel aufweist. Das ist nicht der Fall und dies wurde auch dem Bürgermeister mitgeteilt. Daraufhin teilte der Bürgermeister dem Landkreis am 8. Januar 2024 mit, dass die geforderte Mindest-Kofinanzierung der Stelle in Höhe von 10 Prozent der Jahrespersonalkosten ab 2024 nicht mehr durch die Stadt geleistet wird, da nicht auf seine Forderungen eingegangen wurde. Dieses Verhalten nimmt der Landkreis mit großem Bedauern zur Kenntnis und ergreift nun selbst die Initiative, um die erfolgreiche mobile Kinder- und Jugendarbeit der letzten Jahre im Raum Rheinsberg in ihrer Kontinuität fortzusetzen. Mit Blick auf die bestehenden und prognostizierten Bedarfe im gesamten Landkreis Ostprignitz-Ruppin wird der 10-prozentige Finanzierungs- bzw. Stundenanteil der Stadt durch den Landkreis übernommen und um weitere 10 Stunden aufgestockt, um dieses Stundenkontingent landkreisweit für spezielle Themenbereiche der Kinder- und Jugendarbeit zu nutzen.
Hinsichtlich der sozialen Belange in der Kommune Rheinsberg wird auf die Bedarfslage vor Ort reagiert und inhaltlich umgesteuert. Das bedeutet, dass der Fokus ab 2024 mit 20 Stunden pro Woche auf die Anleitung und Begleitung des Pavillons, einer Kinder- und Jugendfreizeiteinrichtung in der Stadt Rheinsberg, gerichtet wird. In Kooperation mit der Jugendorganisation „Die Falken“ wird der Pavillon als Anlaufstelle für junge Menschen weiterentwickelt. Neben dem Auf- und Ausbau von Strukturen werden Vorhaben wie Musikprojekte, Kunstprojekte, Kochangebote, die Freizeitgestaltung sowie die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen sowie ehrenamtlich Tätigen im Rahmen der sozialen Arbeit initiiert. Außerdem wird der aufgebaute Jugendclub in Flecken-Zechlin weiter durch die Fachkraft einmal pro Woche angeleitet.
Andreas Liedtke, Sozialdezernent des Landkreises, ist froh darüber, dass für die Kinder und Jugendlichen eine sachorientierte und fachlich fundierte Lösung gefunden werden konnte: „Der Landkreis steht weiter zu seiner Verantwortung. Eine Verantwortung, die auch vom Bürgermeister der Stadt Rheinsberg zu erwarten gewesen wäre. Wir haben in dieser Situation die dringende Notwendigkeit gesehen, auf die destruktive Totalverweigerung des Bürgermeisters zu reagieren zum Wohle der Kinder und Jugendlichen. Die weiteren Stellenanteile wird unser Fachamt gemeinsam mit dem Trägervertreter und der Fachkraft inhaltlich neu definieren, um auf landkreisweit bestehende Bedarfe an Schulen, beispielsweise beim Themenbereich Sucht bzw. Berufsorientierung, zu reagieren.“